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2016 Foto Wolfgang Hauck Augsburg tim Ausstellung Der Rote Faden

DER ROTE FADEN – INSTALLATION IM TIM AUGSBURG

SONDERAUSSTELLUNG
Staatliches Textil- und Industriemuseum Augsburg (tim)
«DER ROTE FADEN – KUNTERBUNTE WELTEN IN HÜLLE UND FÜLLE»

Eine Ausstellung von Renate Stoiber und Wolfgang Hauck

ÖFFNUNGSZEITEN TEXTILMARKT MIT INSTALLATION
Freitag, 18. 11. 2016, 9:00 – 20:00
Samstag, 19. 11. 2016, 9:00 – 18:00

UND ALS SONDERAUSSTELLUNG BIS 11.12.2016
Zu den  Öffnungszeiten des Museums

ORT
tim | Staatliches Textil- und Industriemuseum Augsburg
Provinostraße 46, 86153 Augsburg
Telefon: 0821-81001-50
www.timbayern.de

PROGRAMM UND INFOS
www.www.textilmarkt-im-tim.de

DER ROTE FADEN
Projekt von «dieKunstBauStelle», der Mittelschule Landsberg am Lech und «Die Stelzer».
Unterstützt durch das Programm Jugend ins Zentrum des Bundesverbands der soziokulturellen Zentren e.V. im Rahmen des Bundes­programms Kultur macht stark.

WOW
Faszinierende Kostüme, knallige Farben, extravagantes Design – und eingebaute Spüllappen, Putzschwämme oder Gummihandschuhe: eine Kostümkollektion der besonderen Art, die Jugendliche aus Landsberg im Rahmen des Projekts «DER ROTE FADEN – Kunterbunte Welten in Hülle und Fülle» entwickelt haben.

Die Kreationen aus Alltagsmaterialien aus dem 1-Euro-Shop in Pink, Neongrün und kräftigem Blau wurden nach ganz besonderen Vorgaben entwickelt: als neue Kostüme für das Theaterensemble «Die Stelzer» – der «Wow-Effekt» ist garantiert.

GESTATUNG
Reante Stoiber, Wolfgang Hauck

PRODUKTIONSLEITUNG
Wolfgang Hauck

DAUER DER INSTALLATION UND AUSSTELLUNG
18. 11. – 11. 12. 2016

WEBSEITEN
www.dieKunstBauStelle.de
www.dieStelzer.de
www.www.textilmarkt-im-tim.de

ARCHITECTUS LUCIS – viele Eindrücke

Mittlerweile haben wir unser großes Abschlussevent hinter uns gelassen, die Ausstellung ist vorbei, die Werke sind zerstört. Was bleibt, sind wunderschöne Erinnerungen an eine tolle Zeit eines gemeinschaftlichen Arbeitens, gemeinsamen Kreativ-Seins und an einen guten Austausch miteinander.

Unser Projekt und dessen Ergebnisse sind auch bei den Ausstellungsbesuchern sehr gut angekommen. Auch die Mitmachaktion – jeder musste sich zunächst ein Objekt aus Karton bauen, um die Ausstellung überhaupt besuchen zu dürfen – hat allen nach anfänglichem Zögern großen Spaß gemacht. Und es ist kaum zu glauben, welch kreative Objekte konstruiert worden sind: Von Miniaturstühlen, wundersamen Hüten, Flugobjekten bis hin zu Spock-Ohren – alles war dabei. Dabei haben die Besucher selbst erfahren, welch eindrucksvolle Dinge man mit ganz einfachen Materialien erschaffen kann. „Man bastelt etwas eigentlich Sinnloses, und die Leute lachen einen an“, freut sich Rainer aus Landsberg. Und Simone aus Untermeitingen findet es faszinierend, wie filigran und sogar plastisch man mit einem solch robusten Karton arbeiten kann. „Durch die Mitmachaktion kann man sich gut vorstellen, welchen Spaß die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit dem Projekt hatten“, sagt Ulrike aus Landsberg.

Hannah und Sebastian, aus der 12. Jahrgangsstufe des IKG, haben mit ihrer Schule selbst mitgewirkt. „Das Endergebnis jetzt so zu sehen, ist aber noch einmal etwas ganz anderes“, stellen sie fest – und sind begeistert. Cornelia und Bettina, Lehrerinnen an der Montessorischule Kaufering, die auch sehr aktiv mit ihren Schülerinnen und Schülern am Projekt teilgenommen hat, sind „begeistert und bereichert“, wie sie selbst sagen. Besonders faszinieren sie die Kreativität und die Ideen, die die Schülerinnen und Schüler mit einbringen konnten. Aber auch die Freiheiten, die ihnen dabei gelassen wurden. „Es ist gut, dass die Schülerinnen und Schüler mal sehen: ‚Hier entsteht etwas richtig Tolles, wenn Ihr Euch frei und vertieft mit etwas beschäftigt‘.“

Das Zerstören als Abschlussaktion war zwar für viele Besucher und Teilnehmer traurig, da ja sehr viel Arbeit in den Werken steckte und diese so kunstvoll und gelungen waren. Wie zum Beispiel der 11-jährige Jonas aus Landsberg. Er hätte sich gewünscht, dass die Werke mindestens noch eine Woche ausgestellt würden. Dennoch fand er die Zerstörungsaktion „cool“. Insgesamt wurde das Prinzip und die Absicht, die dahinter steckte, durchaus verstanden. „Ich finde es erleichternd und befreiend“, sagt die 23-jährige Leandra aus Graben. „Man hat etwas gemacht, das schön ist. Im Moment des Höhepunktes, in dem Moment, wo es am schönsten aussieht, wird es wieder kaputt gemacht. Durch diese Einmaligkeit gewinnt das Projekt noch einmal an Bedeutung. Man konnte etwas sehen, dass man so nie wieder sehen wird. Außerdem: Wie heißt es so schön? Man soll nicht zu viel altes Zeug mit sich herumschleppen!“

www.ArchitectusLucis.org

Lichträume zum Leben erwecken

Wer bei diesem Projekt mitwirkt hat, wird selbst zum Baumeister, zum Gestalter, zum Künstler und zum Handwerker. Eine Woche lang arbeitet der Landsberger Kulturverein «dieKunstBauStelle e.V.» in seinem Projekt ARCHITECTUS LUCIS mit Landsbergerinnen und Landsbergern zwischen acht und 99 Jahren sowie internationalen Helfern und Referenten unter dem Motto «Wir folgen dem Schaffen von Dominikus Zimmermann», um in der alten IKG-Turnhalle aus Kartonagen Objekte, Kostüme und Räume zu erschaffen und die Lichtkunst des bekannten Architekten selbst zu erleben. Am kommenden Samstag, den 22. Oktober findet nun ab 15:00 Uhr das große Projekt-Abschlussevent statt.

Kreativer Prozess

Die ganze Woche stand im Zeichen des Erschaffens und der Kreativität. „Zu Beginn wusste wirklich niemand, was letztendlich dabei herauskommen wird“, sagt Wolfgang Hauck, Projektinitiator und Vorsitzender «dieKunstBauStelle e.V.». Es war ein kreativer Prozess, Gedanken wurden aufgegriffen, neue Ideen entstanden, wir waren offen für alles“, betont Hauck.

Rund 140 Mitwirkende, darunter auch Schüler der Mittelschule, des IKG sowie der Montessori- und Waldorfschule haben bereits beim Projekt mitgewirkt. „Am Nachmittag und Abend kamen sehr viel Unterstützung von Flüchtlingen, Künstlern und Architekten oder einfac Landsberger, die einfach mal so vorbei gekommen sind“, so Hauck.

Lichträume zum Leben erwecken

Gemeinsam wurden zunächst Ideen gesammelt. „Die Kunst bei der Architektur ist es, einem Raum zu schaffen und diesen zum Leben zu erwecken und für das Leben zugänglich zu machen“, erklärt Hauck. „Das ist es zunächst, was wir mit den Kartonagen gemacht haben – Räume kreiert. die Kunst begint dort, wo man mit dem vorhandenen Licht des Tages umgeht und nicht einfach nur elektrisches Licht einsetzt. Deswegn sind Öffnungen und kunstvolle Ausschnitte in die Räume aus Karton hineingearbeitet. Dadurch entstehen die Lichträume. Dieses Prinzip muss man sich in großen Dimensionen vorstellen – wir haben große „Lichtraumkuben“ hergestellt, die man herumschieben und kombinieren kann.“

Diese großen Boxen etwa wurden mit Schülerinnen und Schülern der 12. Jahrgangsstufe des IKG erarbeitet, die sich derzeit im Kunstunterricht mit dem Schwerpunkt Architektur beschäftigt. Vier Tag lang waren sie jeden Vormittag vor Ort und konnten sich intensiv mit der Thematik auseinandersetzen – die Ergebnisse können sich wirklich sehen lassen.

„Es ist ein tolles Projekt“, sagt die 17-jährige Jana, Schülerin des IKG. „Ich mag es sehr, etwas gemeinsam mit anderen Leuten zu bauen. Spannend dabei: Für mich sind Kartons bisher einfach nur Kartons gewesen. Ich hätte nie gedacht, was man alles daraus bauen kann, vor allem in dieser Größe.“

Andere, vor allem jüngere, Schulkinder haben sich ebenso mit dem Thema Lichtgestaltung beschäftigt, allerdings in etwas anderer Form. So haben sie Fenster mit Transparentpapier beklebt oder nach den Umrissen ihrer eigenen Körper Karton-Figuren in barocken Posen gebaut. Und schließlich gibt es noch bewegliche Skulpturen, moderne Engel und „fliegende Kisten“ – all diese Elemente werden schlussendlich im Lichtraum zum Leben erweckt.

Wie Schule – nur zehn mal besser

Der elfjährige Matthias, Schüler der Mittelschule Landsberg, ist begeistert: „Es ist wie Schule, nur in zehnfacher Verbesserung.“ Auch seine Lehrerin Aslihan Özcan freut sich: „Es ist toll, dass die Schüler kreativ sein und sich ausleben können. Wenn sie am Samstag das Ergebnis sehen, werden sie sich noch glücklicher fühlen – weil sie nämlich Teil dieses Großprojekts – sein durften.“

„Unser Projekt ist bewusst keine Rekonstruktion auf Leben und Werk von Dominikus Zimmermann“, so Hauck. „Wir bauen nicht nach, sondern folgen seinem Schaffen. Und versuchen, uns mit seinem Geist zu beschäftigen, sein inspiriertes Kunstschaffen zu verinnerlichen und nachzuverfolgen.“

„Egal ob Künstler, Architekt, Handwerker, Schüler oder Rentner: Alle sind dabei und haben die Möglichkeit, sich einzufühlen“, erklärt Hauck. Dabei sei es sehr interessant zu sehen: Wie arbeitet der Architekt, wie arbeitet der Künstler? Ganz wichtig sei es, dass Raum und Gestaltung ineinandergreifen, sonst funktioniere es nicht. Der reine Künstler, der ein Bild malt, sei frei von diesen Vorgaben und könne einfach drauflosmalen. Hier dagegen gäbe es den direkten Dialog mit der Welt.

Großes Abschlussevent: Anschauen, mitmachen –und zerstören

Alle arbeiten gemeinsam auf den einen großen Tag hin – nämlich auf das Abschlussevent am Samstag, bei dem alle Werke in verschiedener Form präsentiert werden.

Beginnen wird dieses von 15:00 bis 16:00 Uhr mit einem Umzug der beweglichen Skulpturen durch die Innenstadt Landsbergs. Ab 16:00 Uhr ist die Cardboard-Ausstellung, Party oder Performance – wie immer man diese Mischung bezeichnen mag – in der alten Turnhalle des IKG geöffnet. Dabei darf und soll man nicht nur alles anfassen, sondern darf auch mit den Cuttern Lichtfenster, Durch- und Einblicke öffnen oder über einen Meter fünfzig große Bausteine neu arrangieren. Eröffnet wird die Veranstaltung mit einführenden Worten von Landsbergs drittem Bürgermeister Axel Flörke (Stadt Landsberg) sowie Kreisrätin Ulla Kurz (Landkreis). Zudem werden internationale Gäste anwesend sein.

Spannend wird es schließlich um 22.00 Uhr – die Turnhalle wird abgeschlossen, Kinder dürfen nur noch in Begleitung ihrer Erziehungsberechtigten dabei sein. In einer großen, expressionistischen Aktion wird alles Erschaffene wieder zerstört. „Das gehört zum Konzept und auch zum Event dazu“, sagt Stegink. „Nichts als Fotos, Videos und schöne Erinnerungen bleiben davon übrig. Hier geht es um die barocke Thematik des Werden und Vergehens, nichts hat für immer Bestand.“

Gefördert wird ARCHITECTUS LUCIS vom Kulturfonds Bayern, dem Europäischen Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, der Stadt Landsberg am Lech, Landkreis Landsberg und dem Bezirk Oberbayern. Der Karton wird von der Firma Redl GmbH und die Gerüste von der Firma Ratzka zur Verfügung gestellt.

Schule mal anders

Mehr als 150 Schülerinnen und Schüler aus Landsberg und Umgebung sind mit ihren Lehrerinnen und Lehrern an unserem Projekt ARCHITECTUS LUCIS beteiligt – eine enorme Resonanz!

Alle konnten ihre ganz eigenen Ideen und Vorstellungen mit einbringen und – soweit dies möglich war – auch verwirklichen. Es war beeindruckend zu sehen, mit welchem Elan und mit welcher Begeisterung sie bei der Sache waren.

Die 11-jährige Mia geht in die 6. Klasse der Montessorischule in Kaufring. „Das Projekt ist toll“, findet sie. „Es macht unheimlich Spaß“. Ihre Freundin Melanie, die ebenfalls in die 6. Klasse der Montessorischule geht, sieht das genauso. „Es ist schön, dass wir machen können, wie wir es uns vorstellen und eigene Ideen liefern können. Alle sind total nett, kümmern sich gut um uns und sind sehr hilfsbereit, das ist schön.“

Adrian ist 13 und geht in die 8. Klasse der Montessorischule. Er liebt es, mit Pappe zu basteln. Allein deshalb findet er das Projekt „klasse“. Toll findet er aber auch, dass er Englisch reden kann, das macht ihm viel Spaß.

Auch der 11-jährige Jonas, der die 6. Klasse der Montessorischule besucht, ist ganz begeistert. „Es ist cool, das wir etwas Handwerkliches machen und dass wir so vertieft arbeiten können. Das, was wir schon erarbeitet haben, sieht wirklich toll auf.“

Die 17-jährige Jana, aus der 12. Jahrgangsstufe des IKG mag es sehr, mit anderen Leuten etwas zu bauen und zu erschaffen. Sie findet es auch toll, dass ihre Schule so engagiert mitmacht und die Schülerinnen und Schüler für das Projekt vom Unterricht befreit. „Für mich sind Kartons bisher einfach nur Kartons gewesen. Es ist spannend zu sehen, was man alles daraus machen kann – vor allem in dieser Größe.“

„Das ist Schule, nur in zehnfacher Verbesserung“, schwärmt der 11-jährige Matthias, der die Mittelschule in Landsberg besucht. Sein Klassenkamerad Dino findet es toll, hergekommen zu sein. „Das machen nicht alle Lehrer“, sagt er.

Aber auch seine Lehrerin Aslihan Öszan ist zufrieden. „Es ist wirklich toll hier – die Kinder sind begeistert, ich bin begeistert. Interessant ist es zu sehen, dass auch die Schüler, die sonst eher schwieriger oder auffällig sind, hier ganz bei der Sache sind. Es ist schön, dass die Schüler kreativ sein können und sich ausleben können. Und am Samstag, wenn sie das Ergebnis sehen, werden sie noch glücklicher sein, Teil dieses Großprojektes gewesen sein zu dürfen.“

Kreatives aus Karton

Am 16. November 2016 jährt sich der Todestag von Dominikus Zimmermann zum 250. Mal. Das nimmt die Stadt Landsberg am Lech zum Anlass, ganzjährig an diesen bedeutenden Bürger und Künstler der Stadt zu erinnern. Er gilt als einer der bedeutendsten deutschen Rokokobaumeister. Dominikus Zimmermanns Hauptwerk, die Wieskirche, zählt zum UNESCO-Welterbe.

Im Dominikus-Zimmermann-Jahr finden zahlreiche Veranstaltungen zum Leben und Wirken des berühmten Architekten statt. Der Landsberger Kulturverein «dieKunstBauStelle e.V.» ist mit einem ganz besonderen soziokulturellen Projekt dabei: „ARCHITECTUS LUCIS“ ist der Name – und der ist Programm: Unter dem Motto „Wir folgen dem Schaffen von Dominikus Zimmermann“ sind im Oktober Kinder, Jugendliche und Erwachsene eingeladen, gemeinsam ein richtiges Bauwerk zu errichten. Dabei soll ein Raum im Stil der Lichtarchitektur des Dominikus Zimmermann konstruiert werden.

Die Besonderheit dabei: das Material. Im Stil des „Cardboard Design“ soll aus Kartonagen ein Lichtraum erschaffen werden und mit entsprechenden Cardboard-Techniken Architektur und Lichtführung nachgebaut und inszeniert werden. Die beiden Niederländer Mathijs Stegink und Astrid van der Velde, internationale Experten des „Cardboard Design“, werden dabei die „Baumaßnahmen“ leiten.

Experten des Cardboard-Design aus den Niederlanden zu Gast in Landsberg

Die zwei Experten waren erst kürzlich, am 3. August, zu Besuch in Landsberg am Lech, um mit Projektinitiator Wolfgang Hauck Details zum Projekt zu besprechen und sich die Stadt anzuschauen, in der demnächst ein Cardboard-Großprojekt stattfinden soll. Anlässlich ihres Besuches wurde auch ein Pressetermin anberaumt, bei dem sie der lokalen Presse für Fragen zur Verfügung standen und über ihre Arbeit und die Cardboard-Szene mit Hilfe von vielen Bildbeispielen berichteten.

Es wurde schnell klar: Das sogenannte Cardboard-Design ist eine Szene für sich, mit einem großen, internationalen Publikum und weltweiten Festivals. Diese Szene vertritt eine ganz eigene Philosophie: Dinge werden nicht für die Ewigkeit gebaucht, sondern für den Moment. Das Material, nämlich Karton, soll dem „Baumeister“ die Scheu nehmen, etwas auszuprobieren. Er kann damit machen, was er will: modellieren, kleben, bearbeiten, verbinden. „Wenn etwas falsch ist oder nicht gut aussieht, schneidet er das Teil einfach weg und nimmt sich ein neues Stück Karton“, sagt Mathijs Stegink. „So muss er keine Angst davor haben, etwas zu erschaffen und kommt leichter heraus aus seiner Komfortzone, um etwas zu wagen. Auf diese Weise kann er offen, mutig und kreativ etwas Großes entstehen lassen.“

Hochwertige Objekte aus Karton

Mit relativ geringem finanziellen Aufwand– Karton kostet in der Regel nicht allzu viel oder es werden sogar bereits genutzte Kartonteile verwendet – können dabei qualitativ hochwertige Werke entstehen. „So hochwertig, dass man am Ende sogar ein Auto darauf stellen könnte“, sagt Stegink. Die beiden Experten erzählen von ganzen Wäldern oder Städten, Robotern, Autos oder sogar Schiffen aus Karton. Auf Festivals werden regelrechte Cardboard-Battles – z. B. Auto- oder Bootsrennen, Roboterkämpfe – ausgetragen.

Wichtig dabei: Die abschließende Zerstörung des Gebauten. Das klingt zunächst mal brutal. „Es ist jedoch ein sehr bedeutender Bestandteil des Ganzen“, meint Astrid van der Velde. „Andernfalls orientiert man sich vielleicht an etwas Vorhandenem und will unbedingt, dass ein Objekt genauso aussehen soll wie eines, das es schon gibt.“ Nein, man solle die Kunstwerke einfach in Erinnerung behalten und daraus dann neue Ideen entwickeln.

Werden und Vergehen

„Das Konzept von ARCHITECTUS LUCIS finden wir großartig, daher waren wir sofort bereit, daran mitzuwirken,“, betonen die beiden, die Wolfgang Hauck während eines gemeinsamen Projektes in Nordirland kennengelernt haben. „Cardboard-Design in Verbindung mit einer barocken Thematik, nämlich Werden und Vergehen, so auszuprobieren, dass jeder auch mitmachen kann. Aber wir sind offen und überlegen gerade, auch bewegliche Objekte für eine Parade als Abschluss des Projekts zu bauen.“

Damit wird Landsberg zu einem ganz besonderen Ort – auch für die Cardboard-Szene. Denn ein historisches Thema der Architektur in einer solchen Dimension gab es noch nicht.

ARCHITECTUS LUCIS wird durch das gemeinsame Ausprobieren, Erschaffen und Erleben und durch die Möglichkeit des Mitwirkens und Mitmachens zu etwas ganz Besonderem. Man ist nicht nur Konsument, sondern wird hier selbst zum Architekten, zum Konstrukteur. „Wir haben zwar schon einige Ideen, wo es hingehen soll – letztendlich hängt es jedoch ganz von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ab, was dabei herauskommt“, betont Hauck. Spaß und Spannung sind dabei mit circa 40 erwarteten Teilnehmern garantiert.

„Wir sind sehr glücklich, dieses Projekt dabei zu haben, weil es nicht nur ein passives, sondern ein interaktives Konzept ist“, betont Patricia Eckstein vom Kulturbüro Landsberg. „Sehr viele Leute arbeiten dabei zusammen, erschaffen gemeinsam etwas, und jeder kann ein Teil des Projektes sein.“

Gefördert wird das Projekt vom Kulturfonds Bayern, dem Europäischen Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, der Stadt Landsberg am Lech und dem Bezirk Oberbayern.

Bei Interesse, hier mitzuwirken, bitte eine E-Mail an info@dieKunstBauStelle.de.

ARCHITECTUS LUCIS – Jetzt anmelden!

ZEITPLAN
15.10. Auftakt Treffen und Info für alle Mitwirkenden
16.10. Workshop Beginn
17.10. Workshop
18.10. Workshop
19.10. Workshop
20.10. Workshop
21.10. Workshop
22.10. Performance, Musik und Ausstellung
23.10. Ausstellung und Rückbau

Je nach Teilnehmer (Senioren, Erwachsene, Jugendliche, Schülergruppen und Berufen wie Designer, Künstler, Maler, Fotografen, Handwerker und …) werden die spezielle Inhalte der Workshops zusammengestellt.

ORT
Alte Turnhalle IGK (Ignaz-Kögler-Gymnasium)
Lechstraße 6, 86899 Landsberg am Lech
Gogle Maps – Turnhale IKG

INFO FÜR TEILNEHMER
Infoblatt Teilnehmer

Bitte melden Sie sich an!

ANMLEDUNG ONLINE!
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Der Rote Faden – Termine Sommerkurse

DER ROTE FADEN – AUS ALT MACH NEU
WORKSHOPS in den Sommerferien

KOSTÜM UND MODE MIT RENATE STOIBER
Jeweils 10-16 Uhr bzw. machen wir noch aus.

  • Montag 8. August
  • Dienstag 9. August
  • Mittwoch 10. August
  • Donnerstag 11. August

—————————————–

  • Montag 5. September
  • Dienstag 6. September
  • Mittwoch 7. September
  • Donnerstag 8. September

Dazu machen wir noch einen Ausflug in das Textilmuseum nach Augsburg.

THEATER MIT PETER PRUCHNIEWITZ
Jeweils 10-16 Uhr bzw. machen wir noch aus.

  • Donnerstag 1. September bis Montag 5. September, 5 Tage

Die Teilnahme ist kostenfrei.

Info für Teilnehmer
Anmeldung
Anmeldung Whats App +49 0173 947 1101

JUGENDLICHE
Alter 13 bis 18 Jahre

PARTNER
dieKunstBauStelle e.V.
Mittelschule Landsberg am Lech
Die Stelzer – Theater auf Stelzen

FÖRDERUNG
„Das Projekt Der Rote Faden wird unterstützt durch das Programm Jugend ins Zentrum des Bundesverbands der soziokulturellen Zentren e.V. im Rahmen des Bundesprogramms Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung des Bundesministerium für Bildung und Forschung.

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dieKunstBauStelle im Krankenhaus…

… aber keine Angst, es ist nichts passiert, niemand verletzt, keiner krank. Dass die KunstBauStelle in der letzten Zeit häufiger im Landsberger Krankenhaus anzutreffen war, hat andere Gründe:

In unserem aktuellen Projekt «Türkenmariandl morgen» möchten wir den Bereich der medizinischen und therapeutischen Leistungen von Bürgern mit Migrationshintergrund porträtieren. Das ist für die beteiligten Jugendlichen mit Migrationshintergrund oder auch Fluchterfahrung ganz besonders interessant. Denn einige von ihnen möchten Berufe wie Krankenpfleger, PTA oder auch Arzt oder Ärztin ergreifen.

Daher haben sich in jüngster Vergangenheit zahlreiche Jugendliche – Teilnehmerinnen und Teilnehmer unseres Projektes – gemeinsam mit Projektleiter Wolfgang Hauck und verschiedenen Referenten, ausgestattet mit Kopfhörern, Mikro und Aufnahmegerät – auf den Weg ins Klinikum gemacht, um mit den entsprechenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Interviews zu führen. Interviews zu ihrer Lebensgeschichte, zu ihrer Vergangenheit, aber auch mit einem Blick auf die Gegenwart und in die Zukunft.

Dabei war es gar nicht so einfach, geeignete Interviewpartner zu finden, die auch Zeit hatten, an unserem Projekt mitzuwirken. Zum Glück war das Klinikum Landsberg ausgesprochen kooperativ: Mit tatkräftiger Hilfe der Personalabteilung und Pflegedienstleitung haben wir einige Krankenhausmitarbeiter mit Migrationshintergrund befragen können.

Was dabei herauskam, war sehr spannend und auch lehrreich für die Jugendlichen und für uns. Etwa als der Arzt aus Ungarn von seiner Vergangenheit erzählt hat, wie er nach Deutschland gekommen ist und mit welchen Schwierigkeiten er zu kämpfen hatte. Und dass er dabei so manches Mal zunächst Rückschritte in Kauf nehmen musste. Jedoch kam seine Botschaft bei den Jugendlichen auch an: «Manchmal muss man erst mal drei Schritte zurück gehen, um einen großen Schritt vorwärts zu kommen.» Letztendlich waren diese Rückschritte wichtig für ihn, um genau das zu sein, was er jetzt ist: Ein Arzt, der seinen Beruf über alles liebt.

Oder die Krankenschwester aus Kroatien, die erst vor drei Monaten nach Deutschland gekommen ist, sich aber schon gut eingelebt hat und für die kurze Zeit erstaunlich gut deutsch spricht. «Welche Tipps können Sie uns geben?» wollten die Jugendlichen wissen. «Ehrgeizig sein, niemals aufgeben und immer weiter machen, immer auf sein Ziel hinarbeiten, dann klappt das auch», hat sie ihnen Mut gemacht.

Besonders schön an ihrem Beruf fanden ausnahmslos alle, ob Arzt, Ärztin, Krankenschwester oder Krankenpfleger: Die Möglichkeit, anderen Menschen helfen zu können. «Das ergibt einen Sinn und macht glücklich, denn man bekommt auch viel zurück», war hier der Tenor.

Die Jugendlichen haben mit großen Augen zugehört. Vielleicht sind sie ja eines Tages am anderen Ende des Mikros und geben Interviews zu ihrer Lebensgeschichte und erzählen, wie sie es geschafft haben, das zu werden, was sie sind.

PASCH Sommerkurs 2016 in Amman

Ein Erfahrungsbericht von Julia Mann, Referentin
Ein Projekt des Programms «K-I-D-Z DaF-Doku-Theater» im Auftrag des Goethe-Institut Amman
25. Juli 2016, Amman

Amman: Eine Woche lang habe ich als Referentin einen Workshop an einer PASCH Schule in Amman unter der Leitung von Wolfgang Hauck, einem der Leiter des «K-I-D-Z-Programms DaF-Doku», mitorganisiert. Dort hat das Goethe-Institut Amman einen dreiwöchigen Sommerkurs für Jugendliche durchgeführt und uns eingeladen. Als Zusatzprogramm sollte der regulären Unterricht mit kreativen und handlungsorientierten Angeboten zum Deutschunterricht ergänzt werden.

Von den insgesamt 66 Teilnehmern hat eine gemischte Schülergruppe von 20 Teilnehmern, die bereits fortgeschrittene Grundkenntnisse in Deutsch hatten, teilgenommen. Dementsprechend war das sprachliche Niveau der Teilnehmer unterschiedlich und reichte von A1.2 bis A2. Daher überlegten wir uns kreative Techniken, mit denen unterschiedliche Sprachniveaus integriert werden können.

Als Lehrerin für Deutsch als Fremdsprache habe ich bisher in Deutschland hauptsächlich mit Erwachsenen gearbeitet. Dieses Projekt war für mich eine neue und spannende Herausforderung. Mit dem Leiter des Workshops, Wolfgang Hauck, habe ich bereits im Theaterbereich als Schauspielerin zusammengearbeitet. Somit konnte ich bei der Gestaltung des Workshops in der szenischen Arbeit an den Comicszenen, worauf ich im späteren noch eingehen werde, qualifiziert die Schüler unterstützen.

Am Beginn jedes Workshoptags stand ein Warm-Up mit unterschiedlichen Zielen: Teambildung, Sprache und Ausdruckstraining und Koordinationstrainings. Darin wurden die jeweiligen sprachlichen Themen des Vortages spielerisch integriert. Zum Beispiel: Die Vorstellungsrunde der Teilnehmer wird mit Bewegungen immer weiter verfeinert und das neue Vokabular mit einem Stimmtraining verbunden.

Durch unsere verschiedenen Methoden aus dem Theater- wie Kunstbereich konnten wir diese Warm-Ups flexibel gestalten, so dass wir uns an der jeweiligen Tagesform der Zielgruppen orientieren konnten. Die Übungen, die wir hierfür benutzten, sollten die Teilnehmer zum einen lockern und aufwärmen. Aufwärmen – das ist natürlich bei 35 Grad zwar weniger erforderlich, aber im klimatisierten Raum doch hilfreich. Hierfür bedienten wir uns klassischer Lauf- und Bewegungsspiele oder auch Konzentrationsübungen. Zum anderen wollten wir aber gleichzeitig neues Vokabular einführen, mit dem die Teilnehmer später arbeiten sollten. Durch beispielsweise Abzählspiele festigten wir den Umgang mit Zahlen oder erarbeiteten spielerisch neue Wortfelder wie Farben, Nomen, etc. . Neuer Wortschatz wurde am nächsten Tag durch kurze Wiederholungsübungen gefestigt. Gleichzeitig trainierten wir während des Warm-Ups die praktische Anwendung des Gelernten, indem die Teilnehmer vor der Gruppe laut sprechen sollten.

Ich erachtete diesen handlungsorientierten Ansatz als überaus erfolgreich, da die Schüler bisher zwar im Unterricht den ersten Kontakt zur deutschen Sprache bereits hergestellt hatten, jedoch die Fähigkeiten in Aussprache und Intonation durch die fehlende Praxis kaum gegeben waren. Das Ziel war es unter anderem, dass jeder Teilnehmer am Ende des Workshops in der Lage war, einige kurze Sätze in sicherem und korrektem Deutsch laut und deutlich vor der Gruppe sprechen zu können.

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Zum Training der Aufmerksamkeit und des Hörverständnisses haben wir das Interview als Gesprächsformat eingeführt. Zunächst haben sich die Schüler sich gegenseitig interviewt und dabei auch Ton- und Videoaufnahmen erstellt. Wir gaben ihnen hierfür einige Fragen an die Hand, um feste Strukturen einzuführen und diese zu trainieren. Dabei legten wir Wert darauf, dass trotz der eigenständigen Durchführung von Seiten der Schüler die korrekten Fragestrukturen im Hinblick auf Verbstellung, indirekte Fragesätze, etc. eingehalten wurden. Im Verlauf dieser Interviews ergaben sich durch die Antworten der Schüler verschiedene Interessengruppen, mit denen wir dann die weiteren Projekte planen konnten. Ziel dessen war, die Schüler und ihre Vorstellungen und Wünsche so weit wie möglich zu berücksichtigen und ein handlungsorientiertes Lernen zu gewährleisten.

COMIC
Eine der Gruppen, hauptsächlich ältere Schüler auf A2-Niveau, erwähnten in diesen Interviews ihren Wunsch, später einmal als Arzt arbeiten zu wollen. Daraufhin griffen wir diesen Berufswunsch als Kernthema auf und arbeiteten einen Gesprächsleitfaden für ein Interview mit einem jordanischen Arzt aus. Voraussetzung war, dass der Arzt ebenso Deutsch sprach. Durch die Kontakte des Goethe-Instituts konnte ein Interview mit dem Facharzt für Gynäkologie Dr. Rami Kilani organisiert werden.

Der Fragekatalog wurde daraufhin auf deutsch im Detail ausgearbeitet. Dieser Fragenkatalog wurde dann intensiv in Rollenspielen geübt und auch die Verwendung der Ton- und Videotechniken trainiert.

INTERVIEW
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Beim Interview selber übernahmen die Jugendlichen dann neben dem Interview auch die technischen Aufgaben und nahmen die Antworten des Arztes mit Foto, Video und Ton auf. Daraus wurde später eine Transkription erstellt, die die Teilnehmer ebenfalls in Deutsch verfassen sollten. Durch diese Aktivität konnten wir auch einen Fokus auf das Hörverstehen legen und gleichzeitig die schriftlichen Fähigkeiten wie Orthographie, Grammatik oder Zeichensetzung trainieren. Das Videomaterial wurde später verwendet, um einen Film als Making-Of zu produzieren.

Die Jugendlichen wurden durch Wolfgang Hauck in die Videobearbeitung eingewiesen und konnten damit den Rohschnitt und die Bearbeitung des Films selbständig übernehmen. Ich war erstaunt, wie interessiert die Schüler an das Thema herangingen und dadurch sprachlich schwierige Situationen selbständig zu lösen vermochten. Hierbei half vor allem das vorher eingeführte Vokabular, das die Teilnehmer mit den Warm-Up-Aktivitäten relativ spielend aufnehmen konnten. Die Schüler konnten und sollten ergänzend das Internet als Recherchemittel einsetzen, um Hintergrundinformationen zu bekommen und mussten dadurch mit unterschiedlichsten Quellen umzugehen üben.

2016-Amman-Comic-Titelseiten

Für die übrigen Teilnehmer hatten wir eine Aktivität ausgewählt, die dem niedrigeren Sprachniveau entsprechend mit weniger Wortschatz auskommt, aber dafür mehr interaktive und soziale Komponenten spielerisch einbindet. Dazu haben wir das Format „Comic“ gewählt. Da einerseits die zeichnerischen Fähigkeiten nicht vorausgesetzt werden konnten und zum anderen der spielerische und dramaturgische Teil im Vordergrund stehen sollte, haben wir Comics mit Fotografie gewählt.

Dabei werden mit selbstgemachten Fotos und einer entsprechenden Software die Bilder im Comicstil umgewandelt und mit Sprechblasen gestaltet. Für diese Umsetzung sind Gruppen von drei bis fünf Teilnehmern ideal. Deswegen bildeten wir drei homogene Gruppen hinsichtlich Alter, Interessen und Sprachniveau. Die Jugendlichen entwickelten drei unterschiedliche Geschichten und Handlungsstränge. Als erster Arbeitsschritt stand die Entwicklung des Storyboards, um damit die Geschichte in einzelne Bilder aufzulösen. Die Gruppe der jüngsten Schüler im Alter von dreizehn Jahren brauchte hierbei die meiste Unterstützung im sprachlichen Bereich, denn die Comics sollten in Deutsch erscheinen.

Im Anschluss wurden die Fotos gemacht. Die Schüler sollten die für ihre jeweilige Geschichte erforderlichen Bilder in der Schule selber stellen und als Foto aufnehmen. Dabei hatten die Gruppen den ungeheuren Spaß am szenischen Spiel, weil es an die reale Umsetzung ihrer Idee ging. Sie waren physisch gefordert, was nach dem Brainstorming und der Erstellung der Storyboards für entsprechende Abwechslung sorgte.

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Die Idee bei der Auswahl des Mediums Comic war, dass damit auf ganz unterschiedlichen sprachlichen Levels gearbeitet werden kann, von einzelnen Wörtern wie Exklamationen und einfachsten Hauptsatzstrukturen in Sprechblasen bis zu komplizierteren Inhalten, die in ganzen Texten niedergeschrieben wurden. Bei schwierigeren Strukturen wie Nebensätzen, Perfekt, etc. bekamen die Jugendlichen Hilfestellung. Wir kontrollierten im Hinblick auf das Ergebnis dabei vor allem Rechtschreibung und Grammatik, erklärten den Schülern aber auch orthographische und morphologische Besonderheiten. Bei dieser Projektarbeit mussten wir auch hin und wieder auf Erklärungen in Englisch ausweichen, um das Vorgehen, im Speziellen den Umgang mit der Software zu erläutern.

Die Jugendlichen nahmen dies aber sehr schnell auf und waren am Ende in der Handhabung des Programmes absolut versiert. Nicht zuletzt war die Idee, ein Comic zu produzieren deshalb auch geeignet, weil die Schüler nach einer Woche Arbeit auch haptisch etwas in die Hand bekamen. Wir druckten die in dieser Zeit entstanden Ergebnisse aus, und die Schüler konnten somit ihren Mitschülern und Eltern drei „echte“ selbst hergestellte Comics präsentieren.

Wir kontrollierten immer wieder während des Workshops, dass die Teilnehmer auch untereinander Deutsch benutzten, was sich manchmal schwierig gestaltete, da alle die gleiche Muttersprache hatten und in den Diskussionen immer wieder auf diese zurückgriffen. Wir ließen das auch meistens erst einmal laufen, da es die Produktivität und damit auch die Motivation der Teilnehmer erhöhte. Dennoch achteten wir immer wieder darauf, dass bestimmte, festgelegte Strukturen und Vokabular Einfluss finden konnten.

Im Großen und Ganzen war dieser Workshop eine wunderbare Erfahrung für mich. Diese kreative-sprachliche Arbeit mit den Jugendlichen machte großen Spaß. Ich war erstaunt, wie motiviert die Jugendlichen waren, ihre Deutschkenntnisse so weit wie möglich anzuwenden und zu erweitern. Besonders in der „Interview“-Gruppe wurde im Hinblick auf das Thema Zukunft, Karriere, Studium nach dem Gespräch mit einem deutschsprechendendem jordanischem Arzt dem deutschen Spracherwerb ein hoher Stellenwert eingeräumt. Von einigen wurde Interesse an einem Austauschprogramm in Deutschland bekundet.

FAZIT
Meine Erfahrung ist, dass die Durchlässigkeit und Flexibilität bei diesem Workshop und die Berücksichtigung einerseits der Interessen andererseits aber auch des sprachlichen Niveaus der Teilnehmer zu einem enormen Schub für deren Motivation und Willen, sich beim Workshop einzubringen, führte.

Zudem konnten wir den Schülern den Umgang mit den entsprechenden Medien (Foto, Video, Comic-Software) vermitteln, so dass diese nach dem Workshop an ihren Ideen weiterarbeiten können. Das Feedback der Teilnehmer war sehr positiv und im Verlauf der sieben Tage konnte ich bereits eine Verbesserung des sprachlichen Niveaus feststellen, was ich hauptsächlich auf die gewonnene Sicherheit der Schüler zurückführe, ihre erworbenen Sprachkenntnisse auch anwenden zu können.

LINKS
Goethe-Institut Amman, Jordanien
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K-I-D-Z DaF Doku-Theater

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Landsberg – Berlin – Istanbul – und zurück

von Andrea Schmelzle

In kultureller Flüchtlings- und Jugendarbeit lehrt der Landsberger Kulturverein «dieKunstBauStelle e.V.» in Kooperation mit dem Theater «Die Stelzer» Techniken der Kulturvermittlung auf nationaler und internationaler Ebene.

Landsberg am Lech, 27. Juni 2016. Der Landsberger Kulturverein «dieKunstBauStelle e.V.» bündelt als organisatorischer Träger sein Knowhow und seine Fachkenntnisse im Bereich der kulturellen Jugendarbeit immer mehr und ist mit der Vermittlung von Kulturtechniken auf nationaler und internationaler Ebene aktiv. Das Prinzip, Trainer zu trainieren, um einen Multiplikationseffekt zu erlangen, steht dabei stets im Vordergrund: Lokale Trainer werden unter professioneller Leitung als Multiplikatoren ausgebildet, die wiederum weitere Trainer ausbilden und Kinder mit kulturellen Angeboten betreuen sollen.

Das Format hat der Theaterleiter des Theaters «Die Stelzer», Wolfgang Hauck, entwickelt und setzt es zusammen mit Mitgliedern des Ensembles seit 2014 in der Türkei um. Die Arbeit mit Stelzen bildet die Basis, die mit anderen Tätigkeiten wie Kostümbau, Musik oder Zirkustechniken als „Social Circus“ verbunden werden. Speziell die Arbeit mit Stelzen hat sich als hervorragendes Mittel der Traumapädagogik erwiesen.

Begonnen hat alles in Landsberg am Lech mit Stelzenkursen. Bereits 2008 haben «Die Stelzer» mit Straßenkindern in Marokko Erfahrungen im Auslandseinsatz gesammelt. Danach folgten Kurse an Schulen und, im Rahmen des Freilichttheaters «Licca Line», der Aufbau einer Jugendgruppe über mehr als vier Jahre. Das Modell der Stelzen, das damals ursprünglich mit der Berufsschule Landsberg für das Stück «Licca Line» konstruiert wurde, ist mittlerweile weltweit im Einsatz – in Österreich, Nordirland, Italien, Irak und der Türkei.

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Kultur als Perspektive: Internationale Arbeit in der Türkei
Seit 2014 arbeiten «Die Stelzer» im Rahmen ihres „Cultural Relief Program“ mit Flüchtlingen in der Türkei. Zum Teil direkt an der türkisch-syrischen Grenze in Flüchtlingslagern und in der Stadt Mardin. Nun wurde die Tätigkeit auch auf Istanbul ausgeweitet. Da allein rund 250.000 Flüchtlinge in der türkischen Metropole leben, wird das Modellprojekt dort übertragen, um den Multiplikationseffekt zu vervielfältigen. Dabei wird mit Hilfsorganisationen zusammen gearbeitet, die in der Türkei Flüchtlingsbetreuung unterschiedlichster Art anbieten, etwa „Foundation for the Refugee Education Trust – RET“ – in Kiziltepe, oder „Roter Halbmond“ in Istanbul. Das Goethe-Institut Istanbul ist als Organisator und Träger beteiligt, und die NGO „Her Yerde Sanat Derneği“ aus Mardin fungiert als lokaler Partner zu den jeweiligen Flüchtlingscamps und der türkischen Verwaltung. Mit dieser Kooperation können «Die Stelzer» die entsprechenden Schulungen anbieten und durchführen.

Die oft traumatisierten jugendlichen Flüchtlinge brauchen nicht nur eine humanitäre Grundversorgung, sondern Perspektiven und Lichtblicke in ihrem Alltag voller Entbehrungen. „Je länger sich die Flüchtlinge an einem Ort aufhalten – und das gilt auch für die Situation bei uns – desto mehr entsteht hier ein Bedarf an Kultur und Bildung“, erklärt Wolfgang Hauck, Initiator des „Cultural Relief Programs“. „Kultur, Theater, Tanz und Musik werden immens wichtig für die Jugendlichen. Zum einen, um ihre Lebenssituation zu verbessern, zum anderen, um die eigenständige Teilhabe am Leben vorzubereiten und zu begleiten.“

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„Einfache Stelzen oder Hammerstiele als Percussioninstrumente reichen schon aus, um hier etwas zu bewirken“, so Hauck weiter. „Für die Kinder ist es eine wichtige Erfahrung, dass sie trotz allem, was sie erlebt haben, auch wieder in einem Alltagsleben ankommen, in dem es so etwas wie Spaß, Freude und Freunde gibt.“

Gerade vor wenigen Tagen ist er von einem neuntägigen Aufenthalt in Istanbul zurückgekehrt. Unterstützt wurde er erneut von den Landsbergern Leonard Mandl aus dem Stelzer-Ensemble und Anselm Kirsch (Percussionlehrer). Anlass der Reise war dieses Mal der World Refugee Day am 20. Juni 2016 – und das Team war sehr gefragt:

„In Esenler – einem Stadtteil in Istanbul, der allein 500.000 Einwohner hat – haben wir auf der Kinderstraße, in Zusammenarbeit mit der Stiftung „Insan Kaynaklari Gelistirme Vakfi“ unsere Workshops angeboten“
, berichtet Hauck. „Einen Tag später waren wir in Bakirköy – auf dem Hipodrom. Hier wurden Hilfsorganisationen und 500 Kinder, in Kooperation mit Project Lift, eingeladen, an verschiedenen Kursen teilzunehmen. Am nächsten Tag fuhren wir schließlich nach Kücükcekmece , ebenfalls ein Stadtteil von Istanbul – für einen Stelzen- und Zirkusworkshop für Erzieher der sozialen Einrichtung des „Roten Halbmond“.

Das Auswärtige Amt holt «Die Stelzer» nach Berlin
Aufgrund der internationalen Erfahrungen aus der Kulturarbeit mit jugendlichen Flüchtlingen in der Türkei wird die Arbeit der Stelzer mittlerweile auch auf Bundesebene angefragt. „In Berlin haben wir zweimal vor Bundestagsabgeordneten und Fachleuten aus verschiedenen Gremien unser „Cultural Relief Program“ vorgestellt“, berichtet Hauck. Etwa anlässlich des Forums «Menschen Bewegen» im April dieses Jahres: Drei Tage lang wurde das gesamte Spektrum der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik der Bundesrepublik präsentiert.

Schon im August geht es wieder, anlässlich des Tags der Offenen Tür des Auswärtigen Amtes, zu einer Präsentation nach Berlin. „Dabei werden mehrstündige Workshops durchgeführt, in denen Jugendliche aus dem Irak als Trainer für uns tätig sind“, erzählt Hauck. Und das sind gute Bekannte der Stelzer, denn es handelt sich genau um die Jugendlichen, die einst in den Flüchtlingslagern in der Türkei geschult wurden. „Mittlerweile sind sie nach Deutschland geflüchtet, leben in Berlin und unterstützen uns als Trainer“, freut sich Hauck.

Förderungen durch den Freistaat Bayern
Auch bayernweit sind die Kulturprojekte des Vereins dieKunstBauStelle und der Stelzer gefragt und anerkannt:
DieKunstBauStelle führt in Glonn gemeinsam mit den Stelzern und in Kooperation mit der Jugendhilfeeinrichtung Schloss Zinneberg eine außerschulische Bildungsmaßnahme zur Förderung der sprachlichen und kulturellen Integration von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen zusammen mit deutschen Schülerinnen und Schülern durch. „Mit der Verknüpfung von körperlichen und künstlerischen Tätigkeiten ist eine besondere Förderung im Hörverstehen und Sprechen möglich“, betont Hauck. „Bildung und Spracherwerb ist der erste Schritt zu einer gelingenden Integration in die Gesellschaft.“

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Dieses Bildungsprojekt „KIDZ Zinneberg“ hat auch das Ministerium überzeugt und erhält nun Fördermittel aus dem Kulturfonds 2016 des Freistaats Bayern, damit es schulbegleitend im Schuljahr 2016-2017 fortgeführt werden kann.

„Back to the roots“: Fokus auch wieder auf Landsberg und Umgebung
Durch die Erfolge der Projekte wie „KIDZ Zinneberg“ und unter anderem durch Filmberichte des Auswärtigen Amtes, haben sich immer mehr Organisationen und Institutionen bei Hauck gemeldet, um mit ähnlichen Modellen aktiv zu werden: So ist im Landkreis Landsberg nun eine Kooperation mit „Sternenwünsche“, einem Projekt des Rotary Clubs Ammersee-Römerstraße für Kinder und Jugendliche im Alter von fünf bis 17 Jahren in Vorbereitung. Schon in den kommenden Sommerferien könnte ein spezielles Kulturprogramm für Jugendliche durchgeführt werden. Dazu ist eine Projektwoche mit Jugendhilfeeinrichtungen im Landkreis Landsberg und im Ammerseegebiet geplant.

„Es ist uns wichtig, Vereine oder Projekte zu fördern, bei denen wir sehen, dass das Geld auch gespürt wird und nicht nur ‚Sand im Getriebe’ ist“, erläutert Silvie Braun, eine der „Sternenwünsche“-Botschafterinnen die Motivation, dieKunstBauStelle zu unterstützen. „Wir schätzen den Verein sehr und finden es toll, wie er mit seinen Projekten ganz unterschiedliche Kulturen und Menschen zusammenführt. Gerade für Kinder und Jugendliche muss viel mehr getan werden, denn schließlich sind die Kinder die Zukunft – unsere Zukunft.“

Und das gilt für überall auf Welt, egal ob sie aus Syrien, dem Irak, der Türkei, aus Berlin oder Landsberg kommen.