… aber keine Angst, es ist nichts passiert, niemand verletzt, keiner krank. Dass die KunstBauStelle in der letzten Zeit häufiger im Landsberger Krankenhaus anzutreffen war, hat andere Gründe:
In unserem aktuellen Projekt «Türkenmariandl morgen» möchten wir den Bereich der medizinischen und therapeutischen Leistungen von Bürgern mit Migrationshintergrund porträtieren. Das ist für die beteiligten Jugendlichen mit Migrationshintergrund oder auch Fluchterfahrung ganz besonders interessant. Denn einige von ihnen möchten Berufe wie Krankenpfleger, PTA oder auch Arzt oder Ärztin ergreifen.
Daher haben sich in jüngster Vergangenheit zahlreiche Jugendliche – Teilnehmerinnen und Teilnehmer unseres Projektes – gemeinsam mit Projektleiter Wolfgang Hauck und verschiedenen Referenten, ausgestattet mit Kopfhörern, Mikro und Aufnahmegerät – auf den Weg ins Klinikum gemacht, um mit den entsprechenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Interviews zu führen. Interviews zu ihrer Lebensgeschichte, zu ihrer Vergangenheit, aber auch mit einem Blick auf die Gegenwart und in die Zukunft.
Dabei war es gar nicht so einfach, geeignete Interviewpartner zu finden, die auch Zeit hatten, an unserem Projekt mitzuwirken. Zum Glück war das Klinikum Landsberg ausgesprochen kooperativ: Mit tatkräftiger Hilfe der Personalabteilung und Pflegedienstleitung haben wir einige Krankenhausmitarbeiter mit Migrationshintergrund befragen können.
Was dabei herauskam, war sehr spannend und auch lehrreich für die Jugendlichen und für uns. Etwa als der Arzt aus Ungarn von seiner Vergangenheit erzählt hat, wie er nach Deutschland gekommen ist und mit welchen Schwierigkeiten er zu kämpfen hatte. Und dass er dabei so manches Mal zunächst Rückschritte in Kauf nehmen musste. Jedoch kam seine Botschaft bei den Jugendlichen auch an: «Manchmal muss man erst mal drei Schritte zurück gehen, um einen großen Schritt vorwärts zu kommen.» Letztendlich waren diese Rückschritte wichtig für ihn, um genau das zu sein, was er jetzt ist: Ein Arzt, der seinen Beruf über alles liebt.
Oder die Krankenschwester aus Kroatien, die erst vor drei Monaten nach Deutschland gekommen ist, sich aber schon gut eingelebt hat und für die kurze Zeit erstaunlich gut deutsch spricht. «Welche Tipps können Sie uns geben?» wollten die Jugendlichen wissen. «Ehrgeizig sein, niemals aufgeben und immer weiter machen, immer auf sein Ziel hinarbeiten, dann klappt das auch», hat sie ihnen Mut gemacht.
Besonders schön an ihrem Beruf fanden ausnahmslos alle, ob Arzt, Ärztin, Krankenschwester oder Krankenpfleger: Die Möglichkeit, anderen Menschen helfen zu können. «Das ergibt einen Sinn und macht glücklich, denn man bekommt auch viel zurück», war hier der Tenor.
Die Jugendlichen haben mit großen Augen zugehört. Vielleicht sind sie ja eines Tages am anderen Ende des Mikros und geben Interviews zu ihrer Lebensgeschichte und erzählen, wie sie es geschafft haben, das zu werden, was sie sind.