Category : PASCH

PASCH Sommerkurs 2016 in Amman

Ein Erfahrungsbericht von Julia Mann, Referentin
Ein Projekt des Programms «K-I-D-Z DaF-Doku-Theater» im Auftrag des Goethe-Institut Amman
25. Juli 2016, Amman

Amman: Eine Woche lang habe ich als Referentin einen Workshop an einer PASCH Schule in Amman unter der Leitung von Wolfgang Hauck, einem der Leiter des «K-I-D-Z-Programms DaF-Doku», mitorganisiert. Dort hat das Goethe-Institut Amman einen dreiwöchigen Sommerkurs für Jugendliche durchgeführt und uns eingeladen. Als Zusatzprogramm sollte der regulären Unterricht mit kreativen und handlungsorientierten Angeboten zum Deutschunterricht ergänzt werden.

Von den insgesamt 66 Teilnehmern hat eine gemischte Schülergruppe von 20 Teilnehmern, die bereits fortgeschrittene Grundkenntnisse in Deutsch hatten, teilgenommen. Dementsprechend war das sprachliche Niveau der Teilnehmer unterschiedlich und reichte von A1.2 bis A2. Daher überlegten wir uns kreative Techniken, mit denen unterschiedliche Sprachniveaus integriert werden können.

Als Lehrerin für Deutsch als Fremdsprache habe ich bisher in Deutschland hauptsächlich mit Erwachsenen gearbeitet. Dieses Projekt war für mich eine neue und spannende Herausforderung. Mit dem Leiter des Workshops, Wolfgang Hauck, habe ich bereits im Theaterbereich als Schauspielerin zusammengearbeitet. Somit konnte ich bei der Gestaltung des Workshops in der szenischen Arbeit an den Comicszenen, worauf ich im späteren noch eingehen werde, qualifiziert die Schüler unterstützen.

Am Beginn jedes Workshoptags stand ein Warm-Up mit unterschiedlichen Zielen: Teambildung, Sprache und Ausdruckstraining und Koordinationstrainings. Darin wurden die jeweiligen sprachlichen Themen des Vortages spielerisch integriert. Zum Beispiel: Die Vorstellungsrunde der Teilnehmer wird mit Bewegungen immer weiter verfeinert und das neue Vokabular mit einem Stimmtraining verbunden.

Durch unsere verschiedenen Methoden aus dem Theater- wie Kunstbereich konnten wir diese Warm-Ups flexibel gestalten, so dass wir uns an der jeweiligen Tagesform der Zielgruppen orientieren konnten. Die Übungen, die wir hierfür benutzten, sollten die Teilnehmer zum einen lockern und aufwärmen. Aufwärmen – das ist natürlich bei 35 Grad zwar weniger erforderlich, aber im klimatisierten Raum doch hilfreich. Hierfür bedienten wir uns klassischer Lauf- und Bewegungsspiele oder auch Konzentrationsübungen. Zum anderen wollten wir aber gleichzeitig neues Vokabular einführen, mit dem die Teilnehmer später arbeiten sollten. Durch beispielsweise Abzählspiele festigten wir den Umgang mit Zahlen oder erarbeiteten spielerisch neue Wortfelder wie Farben, Nomen, etc. . Neuer Wortschatz wurde am nächsten Tag durch kurze Wiederholungsübungen gefestigt. Gleichzeitig trainierten wir während des Warm-Ups die praktische Anwendung des Gelernten, indem die Teilnehmer vor der Gruppe laut sprechen sollten.

Ich erachtete diesen handlungsorientierten Ansatz als überaus erfolgreich, da die Schüler bisher zwar im Unterricht den ersten Kontakt zur deutschen Sprache bereits hergestellt hatten, jedoch die Fähigkeiten in Aussprache und Intonation durch die fehlende Praxis kaum gegeben waren. Das Ziel war es unter anderem, dass jeder Teilnehmer am Ende des Workshops in der Lage war, einige kurze Sätze in sicherem und korrektem Deutsch laut und deutlich vor der Gruppe sprechen zu können.

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Zum Training der Aufmerksamkeit und des Hörverständnisses haben wir das Interview als Gesprächsformat eingeführt. Zunächst haben sich die Schüler sich gegenseitig interviewt und dabei auch Ton- und Videoaufnahmen erstellt. Wir gaben ihnen hierfür einige Fragen an die Hand, um feste Strukturen einzuführen und diese zu trainieren. Dabei legten wir Wert darauf, dass trotz der eigenständigen Durchführung von Seiten der Schüler die korrekten Fragestrukturen im Hinblick auf Verbstellung, indirekte Fragesätze, etc. eingehalten wurden. Im Verlauf dieser Interviews ergaben sich durch die Antworten der Schüler verschiedene Interessengruppen, mit denen wir dann die weiteren Projekte planen konnten. Ziel dessen war, die Schüler und ihre Vorstellungen und Wünsche so weit wie möglich zu berücksichtigen und ein handlungsorientiertes Lernen zu gewährleisten.

COMIC
Eine der Gruppen, hauptsächlich ältere Schüler auf A2-Niveau, erwähnten in diesen Interviews ihren Wunsch, später einmal als Arzt arbeiten zu wollen. Daraufhin griffen wir diesen Berufswunsch als Kernthema auf und arbeiteten einen Gesprächsleitfaden für ein Interview mit einem jordanischen Arzt aus. Voraussetzung war, dass der Arzt ebenso Deutsch sprach. Durch die Kontakte des Goethe-Instituts konnte ein Interview mit dem Facharzt für Gynäkologie Dr. Rami Kilani organisiert werden.

Der Fragekatalog wurde daraufhin auf deutsch im Detail ausgearbeitet. Dieser Fragenkatalog wurde dann intensiv in Rollenspielen geübt und auch die Verwendung der Ton- und Videotechniken trainiert.

INTERVIEW
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Beim Interview selber übernahmen die Jugendlichen dann neben dem Interview auch die technischen Aufgaben und nahmen die Antworten des Arztes mit Foto, Video und Ton auf. Daraus wurde später eine Transkription erstellt, die die Teilnehmer ebenfalls in Deutsch verfassen sollten. Durch diese Aktivität konnten wir auch einen Fokus auf das Hörverstehen legen und gleichzeitig die schriftlichen Fähigkeiten wie Orthographie, Grammatik oder Zeichensetzung trainieren. Das Videomaterial wurde später verwendet, um einen Film als Making-Of zu produzieren.

Die Jugendlichen wurden durch Wolfgang Hauck in die Videobearbeitung eingewiesen und konnten damit den Rohschnitt und die Bearbeitung des Films selbständig übernehmen. Ich war erstaunt, wie interessiert die Schüler an das Thema herangingen und dadurch sprachlich schwierige Situationen selbständig zu lösen vermochten. Hierbei half vor allem das vorher eingeführte Vokabular, das die Teilnehmer mit den Warm-Up-Aktivitäten relativ spielend aufnehmen konnten. Die Schüler konnten und sollten ergänzend das Internet als Recherchemittel einsetzen, um Hintergrundinformationen zu bekommen und mussten dadurch mit unterschiedlichsten Quellen umzugehen üben.

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Für die übrigen Teilnehmer hatten wir eine Aktivität ausgewählt, die dem niedrigeren Sprachniveau entsprechend mit weniger Wortschatz auskommt, aber dafür mehr interaktive und soziale Komponenten spielerisch einbindet. Dazu haben wir das Format „Comic“ gewählt. Da einerseits die zeichnerischen Fähigkeiten nicht vorausgesetzt werden konnten und zum anderen der spielerische und dramaturgische Teil im Vordergrund stehen sollte, haben wir Comics mit Fotografie gewählt.

Dabei werden mit selbstgemachten Fotos und einer entsprechenden Software die Bilder im Comicstil umgewandelt und mit Sprechblasen gestaltet. Für diese Umsetzung sind Gruppen von drei bis fünf Teilnehmern ideal. Deswegen bildeten wir drei homogene Gruppen hinsichtlich Alter, Interessen und Sprachniveau. Die Jugendlichen entwickelten drei unterschiedliche Geschichten und Handlungsstränge. Als erster Arbeitsschritt stand die Entwicklung des Storyboards, um damit die Geschichte in einzelne Bilder aufzulösen. Die Gruppe der jüngsten Schüler im Alter von dreizehn Jahren brauchte hierbei die meiste Unterstützung im sprachlichen Bereich, denn die Comics sollten in Deutsch erscheinen.

Im Anschluss wurden die Fotos gemacht. Die Schüler sollten die für ihre jeweilige Geschichte erforderlichen Bilder in der Schule selber stellen und als Foto aufnehmen. Dabei hatten die Gruppen den ungeheuren Spaß am szenischen Spiel, weil es an die reale Umsetzung ihrer Idee ging. Sie waren physisch gefordert, was nach dem Brainstorming und der Erstellung der Storyboards für entsprechende Abwechslung sorgte.

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Die Idee bei der Auswahl des Mediums Comic war, dass damit auf ganz unterschiedlichen sprachlichen Levels gearbeitet werden kann, von einzelnen Wörtern wie Exklamationen und einfachsten Hauptsatzstrukturen in Sprechblasen bis zu komplizierteren Inhalten, die in ganzen Texten niedergeschrieben wurden. Bei schwierigeren Strukturen wie Nebensätzen, Perfekt, etc. bekamen die Jugendlichen Hilfestellung. Wir kontrollierten im Hinblick auf das Ergebnis dabei vor allem Rechtschreibung und Grammatik, erklärten den Schülern aber auch orthographische und morphologische Besonderheiten. Bei dieser Projektarbeit mussten wir auch hin und wieder auf Erklärungen in Englisch ausweichen, um das Vorgehen, im Speziellen den Umgang mit der Software zu erläutern.

Die Jugendlichen nahmen dies aber sehr schnell auf und waren am Ende in der Handhabung des Programmes absolut versiert. Nicht zuletzt war die Idee, ein Comic zu produzieren deshalb auch geeignet, weil die Schüler nach einer Woche Arbeit auch haptisch etwas in die Hand bekamen. Wir druckten die in dieser Zeit entstanden Ergebnisse aus, und die Schüler konnten somit ihren Mitschülern und Eltern drei „echte“ selbst hergestellte Comics präsentieren.

Wir kontrollierten immer wieder während des Workshops, dass die Teilnehmer auch untereinander Deutsch benutzten, was sich manchmal schwierig gestaltete, da alle die gleiche Muttersprache hatten und in den Diskussionen immer wieder auf diese zurückgriffen. Wir ließen das auch meistens erst einmal laufen, da es die Produktivität und damit auch die Motivation der Teilnehmer erhöhte. Dennoch achteten wir immer wieder darauf, dass bestimmte, festgelegte Strukturen und Vokabular Einfluss finden konnten.

Im Großen und Ganzen war dieser Workshop eine wunderbare Erfahrung für mich. Diese kreative-sprachliche Arbeit mit den Jugendlichen machte großen Spaß. Ich war erstaunt, wie motiviert die Jugendlichen waren, ihre Deutschkenntnisse so weit wie möglich anzuwenden und zu erweitern. Besonders in der „Interview“-Gruppe wurde im Hinblick auf das Thema Zukunft, Karriere, Studium nach dem Gespräch mit einem deutschsprechendendem jordanischem Arzt dem deutschen Spracherwerb ein hoher Stellenwert eingeräumt. Von einigen wurde Interesse an einem Austauschprogramm in Deutschland bekundet.

FAZIT
Meine Erfahrung ist, dass die Durchlässigkeit und Flexibilität bei diesem Workshop und die Berücksichtigung einerseits der Interessen andererseits aber auch des sprachlichen Niveaus der Teilnehmer zu einem enormen Schub für deren Motivation und Willen, sich beim Workshop einzubringen, führte.

Zudem konnten wir den Schülern den Umgang mit den entsprechenden Medien (Foto, Video, Comic-Software) vermitteln, so dass diese nach dem Workshop an ihren Ideen weiterarbeiten können. Das Feedback der Teilnehmer war sehr positiv und im Verlauf der sieben Tage konnte ich bereits eine Verbesserung des sprachlichen Niveaus feststellen, was ich hauptsächlich auf die gewonnene Sicherheit der Schüler zurückführe, ihre erworbenen Sprachkenntnisse auch anwenden zu können.

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