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Die Gewinner sind …

An einem verschneiten Februartag traf sich die Jury des Wolf-Durmashkin-Kompositionspreises unter den imposanten Säulen und marmorverkleideten Fluren der Münchner Musikschule, um über die Preisträgern zu entscheiden.

Der Preis ist einem jüdischen Musiker  der in einem Konzentrationslager in Estalnd ermordet wurde, gewidmet. Deswegen ist es ist von  historischer Bedeutung, diesen Preis in einem Gebäude zu vergeben, in dem das Arbeitszimmer von Adolf Hitler, dem sogenannten „Führerbau“ . Wenn  man durch die Korridore geht erzeugen die Schritte auf dem Marmorboden eine harten percussiven Klang. MAn kommt nich tumhin, über die Vergangenheit des Gebäudes nachzudenken und sich die Charaktere aus Geschichtsbüchern am selben Ort vorzustellen.

Trotz seiner nationalsozialistischen Geschichte ist das Gefühl des Gebäudes nicht beklemmend. Hinter den schweren Holztüren erklingt die Musik der Studenten.  Die Studenten eilen mit Instrumenten auf dem Rücken vorbei, bleiben am Fuß der großen Treppen stehen und lachen und plaudern. Es ist sichtabr, daß das Gebäude nicht mehr der Vergangenheit angehört.

 

Die Brücke zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft war ein zentrales Thema während des gesamten WDCA-Wettbewerbs. Mit einem Konzert soll das Gedenken an die Geschichten bewußt werden. Der Kompositionspreis ist gedacht, um diese Geschichten mit der Gegenwart zu verbinden und durch den Einsatz junger Musiker und Komponisten eine Verbindung in die Zukunft zu schaffen.

Die Jury bestand aus einer Gruppe von sieben Personen, unter ihnen Musikprofessoren, ein Orchesterdirigent, ein Geigenbauer, eine NAchfarhing von Wolf Durmaskin und einer Schülerin. Nach einigen ersten Treffen, freundlichen Einführungen und Fotoshootings, äußerte die Jury freundlich, aber fest ihren Wunsch, allein und abgeschlossen zu tagen. Kameras und Filmausrüstung wurden in den Korridor transportiert. Nach ungefähr 2 Stunden öffnete sich die schwere Holztür, aber die Aufregung war kurzlebig, sie machten nur einen kurzen Pause und würden danach ihre geheime Arbeit wieder aufnehmen.

Schließlich, als das Team im Korridors den Versuchungen des Buffets nicht länger widerstehen könnten, öffneten sich die Türen und ein Raum von lächelnden, müden Gesichtern gab glücklich bekannt, daß sie ihre Gewinner gefunden hatten.

Um Verzerrungen jeglicher Art zu vermeiden, wurden die Identitäten der Komponisten während des Entscheidungsprozesses geheim gehalten, aber sobald die Gewinner ausgewählt waren, wurden die entsprechenden Codes in einen Computer gestanzt und, wie durch Magie, erschien ein Foto des Urhebers der Komposition auf der Leinwand, gefolgt von ihren persönlichen Daten, jedes Mal mit Jubel und Aufregung getroffen.

Die vielleicht unerwartetste Reaktion war jedoch, als das Foto der Gewinnerin des zweiten Platzes, Rose Miranda Hall, auf der Leinwand erschien und eine schockierte Stimme aus dem hinteren Teil des Raumes quietschte „Ich kenne sie“. Viele solcher Fälle von zufälligen Verbindungen und unerwarteten Verbindungen scheinen das ganze Wochenende zu unterstreichen, doch für Jessica, eine Praktikantin aus england, war es ganz besondere Überraschung. Sie hatte im gleichen Jahr und oft die gleiche Klasse wie Rose an der Universität in York besucht.

In einem der vielen verschiedenen Gespräche wurden die Nationalitäten einiger Einträge diskutiert. „Es gibt einen Eintrag aus Israel“, meinte Wolfgang, „wäre es nicht besonders, wenn sie gewonnen würde“, alle stimmten ihm zu,. Aber es war offen, den die Jury wussten nichts über die Komponisten. So waren ihre Entscheidung unbeeinflußt. Als die Identität des Komponistin, die Jury einstimmig zum Sieger gewählt hatte, bekannt gegeben wurde, fühlte er sich deshalb wie ein Wundr an: Es war Bracha Bdil aus Israel.

Die endgültigen Ergebnisse für den Kompositionspreis:

1. Preis: BRACHA BDIL Israel

2. Preis: ROSE MIRANDA HALL, England

3. Preis: OTTO WANKE, Tschechien, lebt in Wien

Ein besonderer und unvergesslicher Tag für alle.
Es sind ausgezeichneten Kompositionen und wir sehr gespannt darauf, sie am 10. Mai ain Landsberg klingen werden.

Text: Jessica Kettle

Photo: Conny Kurz

WDCA Wettbewerb international ausgeschrieben

Internationaler Kompositionswettbewerb für Nachwuchskünstler zum Thema „Musik und Holocaust“

Aufruf zur Teilnahme am Wolf Durmashkin Composition Award.

 

Landsberg/ München. Mit dem Wolf Durmaskin Composition Award (WDCA) sind erstmals junge Musiker bis 35 Jahre aufgerufen, sich mit dem Thema Musik und Holocaust auseinanderzusetzen und zeitgenössische Interpretationen zu finden. Namensgeber ist der jüdische Pianist, Dirigent, Chorleiter und Komponist Wolf Durmashkin aus dem heutigen Vilnius, der als 29jähriger in einem estnischen Konzentrationslager 1944 von den Nationalsozialisten ermordet wurde.

Anlass für den Wettbewerb ist das 70. Jubiläum des Konzerts des „Orkester fun der Szeerit Hapleitah“ (Rest der Überlebenden), damals unter der Leitung von Leonard Bernstein im Landsberger Lager für Displaced Persons, dem Durmashkins Schwestern angehörten.

Durmashkin hatte sich bereits einen Namen als vielseitiger, höchstbegabter Musiker weit über die Grenzen Litauens gemacht, als er im Juni 1941 zusammen mit seiner Familie gezwungen wurde, im Ghetto unter Entbehrungen, Demütigungen und ständiger Todesangst zu leben.

Musik wurde für ihn Ausdruck des spirituellen Widerstands gegen Ausgrenzung, Hass, Gewalt und Vernichtung. Seine Schwestern, die Sängerin Henia und die Pianistin Fania, überlebten nach ihrer Deportation den Holocaust in den KZ-Außenlagern von Kaufering/ Landsberg. Sie wurden Mitglieder des DP-Orchesters von St. Ottilien, das bereits Ende Mai 1945, einem Monat nach ihrer Befreiung das sogenannte „Befreiungskonzert“ gab.

Drei Jahre später dirigierte Leonard Bernstein im Lands-berger Lager für Displaced Persons den Klangkörper, der sich in „Orkester fun der Szeerit Hapleitah“ (Rest der Überlebenden), umbenannt hatte. Im Rahmen des Jubiläumskonzertes, das sich am 10. Mai 2018 zum siebzigsten Mal jährt und gleichzeitig an die Gründung des Staates Israel vom 14. Mai 1948 erinnert, werden die mit insgesamt 6.500 Euro dotierten Siegerkompositionen uraufgeführt.

Neben der Erinnerung an die in Vergessenheit geratenen Musiker steht das Bestreben, junge Menschen anzuregen, ein Bewusstsein für die Vergangenheit zu entwickeln und gleichzeitig musikalisch Brücken in die Zukunft zu bauen.

Der international ausgeschriebene WDCA wurde von der Journalistin Karla Schönebeck sowie von dem Künstler Wolfgang Hauck, Vorsitzender des LandsbergerKulturvereins «dieKunstBauStelle e.V.», entwickelt und wird in Kooperation mit der Hochschule für Theater und Musik München durchgeführt – federführend hierbei sind Prof. Dr. Bernd Redmann, Prof. Jan Müller-Wieland und Prof. Tilman Jäger.

Zudem beteiligt sind der Intendant der Bayerischen Philharmonie, Mark Mast, sowie der Autor und Geigenbauer Martin Schleske. Schirmherr ist der gebürtige Litauer Abba Naor, Vizepräsident des Comitée International de Dachau.

Weitere Informationen auf der Webseite: www.wdc-award.org

Download Plakat: www.wdc-award.org/pdf/2017 WDCA-Poster-A2-print-ready.pdf

Besuch des Enkels von Wolf Durmashkin

„Henny Durmashkin, stammt ursprünglich aus Vilnius, Litauen und ist eine Überlebender des KZ Dachau. Sie war meine mütterliche Großmutter.

Wolf Durmashkin war ihr Bruder und mein großer Onkel, aber ich traf ihn nie, weil er in einem Konzentrationslager getötet wurde.

Seine musikalischen Fähigkeiten und sein Genie sind in meiner Familie legendär.

Meine ganze Familie ist begeistert und wirklich geehrt durch die Schaffung eines Kompositionspreises zu seinen Ehren.“

Viele Mitglieder unserer Familie sind schon sehr gespannt darauf, an den Feierlichkeiten im Frühjahr 2018 in Landsberg am Lech teilzunehmen.

Jonathan Reisman MD

Juli 2017

Seine Webseite

Jonathan Reisman ist ein Internist und Kinderarzt, Wildnisarzt, Schriftsteller und Philanthrop.