Wenn wir erschrocken sind, sagen wir „huch“ oder „oh“, wenn wir uns weh tun, sagen wir „aua“ oder „autsch“, wenn jemand niest, sagt ein anderer „Gesundheit“. Klar. Selbstverständlich.
Wie ist das denn aber eigentlich in anderen Ländern und Kulturen? Sagt man dort auch „huch“ oder „oh“? Was erwidert man hier, wenn jemand niest? Das wollten wir an einem unserer Projektnachmittage herausfinden.
Wir haben uns zusammen gesetzt, uns unterhalten und gemeinsam überlegt. Und festgestellt, dass es in anderen Ländern auch ganz andere Ausrufe gibt.
„Ai“ oder „Ach“ sagt man in Syrien etwa, wenn man sich wehtut. „Acha“ lautet der Ausruf, wenn man nach großem Durst endlich etwas zu trinken bekommt, „Ouf“, wenn man keine Geduld mehr hat und genervt ist. Wenn jemand niest, erwidert der andere „Saha“, „Jala“ heißt „Auf geht’s“ und „Tamam“, der Name unseres Projektes, bedeutet „ok, alles gut“.
Wie auch schon beim letzten Projekttag, als es um Redewendungen ging, wollten wir natürlich auch dieses Mal von den Landesbergern wissen, ob sie diese „internationalen“ Ausrufe übersetzen können bzw. ob ihnen spontan eine Idee dazu einfällt. Und erneut sind wir mit unseren Aufnahmegeräten losgezogen in die Landsberger Innenstadt, um genau diese Ideen einzufangen.
Was dabei herausgekommen ist, war zum Teil sehr lustig. Ganz klar lassen sich natürlich die meisten spontanen Assoziationen auf den Klang des Wortes zurückführen. So dachten die meisten beim Ausruf „Saha“, ausgesprochen „Sacha“, spontan an die Wiener Sachertorte und benannten somit aus dem Bauch heraus „Saha“ als ein Gericht oder Essen. Aber auch Assoziationen wie „Soccer“ und damit ein Fußballspiel oder die „Sahara“ oder auch „Saha“ als ein Schimpfwort wurden genannt. Bei „Wala“, also der syrischen Redewendung für „echt, wirklich?“ dachten die meisten Leute an das französische „Voilà“ oder aber an das englische „water“ und gaben dementsprechend „Hier bitte“ oder „Wasser“ als Übersetzungen an. „Tamam“, auch der Name unseres Projektes, wurde am häufigsten mit „Mama“ assoziiert – und viele kamen daher auf Mutter, Tante oder eine Person, die man lieb hat.
Es war jedenfalls eine Befragung, die allen, die sich darauf eingelassen haben, großen Spaß gemacht hat. Und die meisten wollten die Auflösung dann auch tatsächlich wissen. Natürlich haben wir es den Leuten auch nicht ganz so leicht gemacht – zunächst mussten sie das ausländische Wort nachsprechen, und zwar so lange, bis unsere Flüchtlinge das OK gegeben haben, dass es so auch richtig ausgesprochen ist. Meist waren sie jedoch gnädig bei der Beurteilung…
Ende Juni besuchten uns die beiden wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen der Universität Würzburg, Sabine Wolz und Tanja Wilkeneit, um sich einen typischen Tamam-Projekttag anzuschauen und sich einen Überblick zu verschaffen, was wir hier machen.
Der Hintergrund: An der Uni Würzburg wurde letzten November eine Forschungsstelle eingerichtet, in der mit den beiden Projektleitern – einem Professor der Kunstpädagogik und einem Professor der Sonderpädagogik – ein Forschungsprojekt durchgeführt wird. „Pädagogische Gelingensbedingungen und Wirkungen ästhetischer Bildung bei Menschen in sozial schwierigen Konstellationen („waebi“) – so lautet der Titel dieses Forschungsprojektes, das zwei Zielgruppen vereinen soll: Jugendliche mit sozialer Benachteiligung und Jugendliche mit Flüchtlingshintergrund.
„Vor diesem Hintergrund suchen wir zehn Projekte, die sich damit beschäftigen,“ erklärt Sabine Wolz. „Die Projekte haben wir über das Internet recherchiert, und dieKunstBauStelle ist uns sofort positiv aufgefallen.“
Im ersten Schritt haben sich die beiden wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen angeschaut, wie wir gemeinsam mit den Jugendlichen arbeiten und ob gewisse Kriterien erfüllt sind – etwa, dass die Jugendlichen eigene Ideen einbringen können. In einem zweiten Schritt, der in einem separaten Termin durchgeführt wird, werden Interviews mit den Jugendlichen und den Referenten gehalten.
Das wissenschaftliche Forschungsprojekt wird bundesweit durchgeführt. „Die Sparten stehen uns dabei offen – von Musikrhytmus, Tanz, Bewegung, Improvisation, über bildende Kunst bis hin zum Zirkus,“ berichtet Tanja Wilkeneit.
„Dabei schauen wir auch gerne nach Projekten, die parallel unterschiedliche Sparten aufgreifen, wie das von dieKunstBauStelle, das zum Beispiel Theater, Videodreh und Interviewführung miteinander vereint.“
Tanja Wilkeneit und Sabine Scholz waren ganz beeindruckt von unserer Arbeit. Sie empfanden die Stimmung im Team als sehr positiv und haben gestaunt, wie engagiert sich die Jugendlichen – ob Schülerinnen und Schüler des IKG oder die jungen Geflüchteten – einbringen.
Der Forschungsbericht wird in Schriftform veröffentlicht werden – ob in Buchform oder anderer Verschriftlichung steht derzeit noch nicht fest – in jedem Fall wird er auch online zu lesen sein. Gefördert wird das Forschungsprojekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Ich bin Rachel, ich komme aus Lyon (Frankreich). Als junge Redakteurin will in ein anderes Land und andere Kulturen entdecken . Ich finde die Inspiration für meine Arbeit durch Reisen und Erfahrungen, aber in erster Linie durch menschliche Beziehungen.
Ich verlasse mich auf die Kunst und bringe meine Ideen und Projekte in verschiedenen Organisation ein.
Da ich mich sehr um das Thema der soziale Ungleichheiten beschäftige, habe ich mich entschieden, dies durch die Mittel des Kinos zu bekämpfen; Aber auch jede andere Form von Künsten.
Deswegen habe ich mich auch entschlossen, mit der Organisation dieKunstBauStelle für 3 Wochen zu arbeiten.
Ich war verantwortlich für einen Video-Workshop mit Flüchtlingen und deutschen Schülern. Ich habe ihnen die Grundlagen der Bearbeitung und Postproduktion und einige Regeln der Kinoanalyse beigebracht. wir erstellen kurze Videos zusammen und erschossen das auch erst einmal ab.
Ich fühlte mich wie ein Fisch im Wasser!
Wolfgang Hauck vertraut mir und so gelang es uns, einen großartigen Workshop und ein wunderschönes und originelles Musikvideo zu kreieren.
Ich habe es wirklich geliebt, an einem solchen Projekt teilzunehmen, ich war nicht nur ein Techniker. Ich war ganz in die ganze Organisation involviert. Wir haben geplant, wir haben gearbeitet, wir haben unsere Pläne gemacht, wir haben neue Pläne gemacht und nicht nicht aufgegeben, wenn es mal anstrengend war.
Jedenfalls gibt es einfach nichts, was man nicht mit Wolfgang Hauck und derKunstBauStelle machen kann.
Es ist eine erstaunliche Struktur, die ich dort entdeckt habe und in der ich sehr gerne wieder arbeiten würde.
Rachel
Im Rahmen unseres Integrationsprojektes „Tamam“ sind wir in einem gemeinsamen kreativen Brainstorming auf die Idee gekommen, zu untersuchen, welche Redewendungen andere Länder und Kulturen haben.
So wie für viele der Geflüchteten unsere Redewendungen sicherlich seltsam klingen und unverständlich sind – etwa „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“ oder „sich ein Herz fassen“, klingen natürlich Redewendungen aus ihrer Heimat für uns komisch, wenn man sie wörtlich übersetzt. Dem wollten wir näher auf den Grund gehen. Und zuerst natürlich wissen, was gibt es bei ihnen für Sprichworte und Redewendungen und vor allem was bedeuten sie? Denn das wird auf Anhieb nicht unbedingt deutlich…
So haben wir uns zusammen gesetzt, überlegt und gesammelt, und es kamen für uns lustige und nachdenklich stimmende Sätze heraus:
„Jemand lernt aus seiner Tüte.“
„Der Esel fällt nicht zweimal in ein Loch.“
„Der Traum des Teufels ist das Paradies.“
„Du hast ein Gesicht genommen.“
„Du bist wie ein Berg im Sturm.“
„Eine Frau kämpft mit dem Mund“.
Bei einigen Redewendungen kann man sich die Bedeutung gleich denken, einige sind auch unseren sehr ähnlich. „Der Esel fällt nicht zweimal in ein Loch“, das wusste gleich jeder von uns, bedeutet „Den gleichen Fehler nicht zweimal machen“. Was aber bedeutet wohl „Jemand lernt aus seiner Tüte“?
Das wollten wir auch von den Landesbürgern wissen, haben uns gemeinsam drei Redewendungen aus Syrien und Eritrea ausgesucht und sind, ausgestattet mit Mikrophon und Aufnahmegerät, mit den Jugendlichen losgezogen, um sie zu befragen. Schnell wurde deutlich: Für die Passanten war es gar nicht so leicht, hier auf eine Bedeutung zu kommen und manche mussten erst einmal ziemlich überlegen.
Den jungen Geflüchteten hat die Befragung großen Spaß gemacht. Es war interessant und lustig für sie zu hören, wie die Leute die für sie so eindeutigen Redewendungen interpretieren. Schön war für sie auch, der Landsberger Bevölkerung ein Teil ihrer eigenen Kultur näher zu bringen und sich teilweise auch mit ihnen dazu auszutauschen.
Ein Rückblick, aber auch ein Ausblick auf die noch laufenden Projekte und Programme ist das «Jahrbuch dieKunstBauStelle Projekte und Programme 2014-2018» .
Darin werden eine Übersicht über 17 Maßnahmen des Kulturvereins dieKunstBauStelle veröffentlicht.
Darin werden die Projekte in einer kurzen Beschreibung vorgestellt.
« Wir haben die Erfahrung Vieler und vieler Jahre gebündelt, um innovative Kulturprojekte zu verwirklichen.»
Wolfgang Hauck
Für die kurze Zeit des Bestehens des Kulturvereins ist das eine besondere Leistung, zumal einige Projekt einen besonderen Modellcharakter haben oder international angesiedelt sind.
Der Verein «dieKunstBauStelle» hat sich 2014 gegründet und konnte in den letzten drei Jahren mehr als 17 Projekte bzw. Programme durchführen oder initiieren können.
Dabei wurden vielfältige Themen aus dem Kunst-und Kulturbereich umgesetzt.
In dieser Übersicht werden die Aktivitäten mit den grundlegenden Daten vorgestellt.
Fast jedes Projekt wird mit einer eigenen Webseitepräsentiert oder auch in Ausstellungen oderVideodokumentationen vorgestellt.
Das Jahrbuch ist als PDF-Dokument verfügbar und soll als gedruckte Version im Juli 2017 erscheinen.
Download:
Jahrbuch dieKunstBauStelle Projekte und Programme 2014-2018
Der Rotary Club Ammersee-Römerstraße unterstützt die kulturellen Bildungsprogramme des Landsberger Kulturverein «dieKunstBauStelle e.V.» mit Investitionen in die Medientechnik.
Eine neue Kamera mit Zubehör und Tontechnik für Foto und Film im Wert von 2.000 Euro konnte damit angeschafft werden. Die Übergabe erfolgt während eines Workshops in Landsberg am Lech.
«Wir sind sehr beeindruckt vom Verein «dieKunstBauStelle e.V.» und überzeugt von dessen Arbeit, Qualität und dem Sinn, der hinter dem Ganzen steht“, sagt Präsidentin Nicole Truckenbrodt. „Wir schauen stets, dass wir mit unseren Maßnahmen lokal und global agieren», so Truckenbrodt weiter. „Deutsche erschaffen gemeinsam mit Flüchtlingen kulturübergreifend etwas Neues, von dem wir alle noch nicht wissen, was es wird – und das ist toll. Das Projekt eröffnet wirklich Perspektiven für beide Seiten und weckt Hoffnung für uns alle.“
Wolfgang Hauck, Vorstand des Vereins freut sich über die Spende ganz besonders: «Investitionen sind in unseren Förderprogrammen nicht möglich. Mit der Spende des Rotary Club Ammersee-Römerstraße können wir nun für drei Teams die Medientechnik einsetzen.»
Darüber freuen sich auch die Teilnehmer der aktuellen Projekte. Gerade laufen zwei Medienprojekte, in denen die neue Ausstattung intensiv genutzt wird. Der Medienworkshop «TAMAM» wird mit rund 20 Geflüchteten im Alter zwischen 18 und 26 Jahren, mit Unterstützung durch Schülerinnen und Schüler des IKG als Mentoren durchgeführt. Ein weiteres Projekt mit Jugendlichen der Mittelschule setzt die Workshop-Reihe «Türkenmariandl» fort. Der Schwerpunkt liegt auf dem Bereich Video und Film – von der Erstellung eines Storyboards bis hin zur Realisierung von Videos.
Bild: Foto Conny Kurz
v.l.n.r. Hinten: Nicole Truckenbrodt, Sumia, Natali, Max, Abdulah, Adnan, Mohamed, Aweit, Andrea Schmlezle
Vorne: Javad, Berke, Simon, Wolfgang Hauck, Abas
Sieht so die Zukunft aus?
Das Stück «Zwischen den Dingen sind wir sicher», haben wir am Samstag, 14.01. im Landestheater Schwaben in Memmingen besucht.
Es spielt in einer ganz eigenen Welt, verstöhrend, eigenartig, aber nicht unmöglich – leider? Oder ndoch nicht? Oder anderes?
Wir arbeiten an Standbildern «Zukunftsvisionen» und probieren unsere «Visionen» aus und entdecken, es geht auch anderes, aber nicht von selbst.
„Freeze! Diagonale! Luftgitarre spielen in Zeitlupe!“ Der Theater-DJ kann am theatralen Mischpult seiner Kreativität freien Lauf lassen.
Die Gruppe reagiert auf die Rufe der Mitschülerin, die hinter den Tisch getreten ist, auf dem ein ganzes Buffet an Theatermitteln, die auf verschiedenfarbigen Karten visualisiert sind, ausgebreitet ist.
Durch die Kombination von Tätigkeiten und verschiedenen ästhetischen Mitteln entstehen wirkungsvolle Bilder. Viele der Mittel wie z.B. Freeze, Spiegeln, Synchronität oder Tempowechsel haben wir in den vorangegangenen Wochen bereits kennengelernt und damit experimentiert.
Je vertrauter die verschiedenen Gestaltungsmöglichkeiten werden, desto größer wird auch der Mut, sie in den Szenen einzusetzen, die Kleingruppen zu verschiedenen Themen erarbeitet haben.
Wäre es nicht interessant, wenn die beiden besten Freundinnen ihre Bewegungen gespiegelt ausführen? Das wird sofort ausprobiert und die Szene konzentriert und mit überraschendem Ergebnis immer weiter verfeinert.
So ein Workshop-Wochenende ist intensiv und zum Theaterspielen braucht man Energie.
Die Vorhänge sind mehr als eine Bühnendekoration. Sie bieten den Schauspielerinnen auch einen gemütlichen Ort für ein Nickerchen zwischendurch.
Oder hat sich hier jemand für die Verwandlung zum Schmetterling verpuppt?
„Wege ins Theater“
Der Weg zum zweiten Theaterbesuch in München am 21. Januar 2017 war kalt und führte uns über Schnee und Eis. Aber unsere Stimmung war trotzdem super.
Der Samstag stand ganz im Zeichen Shakespeares und der Ausdrucksform des Bewegungs- und Tanztheaters. Spiel mit Geschwindigkeiten, Ebenen, Gesten, Posen, das sind wichtige Mittel um eine Geschichte ganz ohne Worte sondern mit den Mitteln des Körpers auszudrücken.
Die Geschichten, um die es an diesem Tag ging, hat der englische Dichter William Shakespeare vor fast 500 Jahren zu Papier gebracht.
Romeo liebt Julia, Hamlet liebt Ophelia, König Lear liebt seine Töchter. Und trotzdem enden alle diese Geschichten mit nicht wenigen Leichen und gebrochenen Herzen. Warum gesellen sich zur Liebe so oft Hass und Eifersucht, sodass ein Happy End oft in immer weitere Ferne rückt? Diese Frage hatte sich auch das Team der Inszenierung „For you my love“ gestellt.
Das Tanztheaterstück sahen wir gemeinsam in der Schauburg, dem Theater der Jugend der Stadt München an.
Wir waren beeindruckt von den vielen verschiedenen Ideen, mit denen uns die drei Schauspieler und zwei Tänzer beim Erzählen der Geschichten überraschten.
„Ein wunderbare Tag! So was macht richtig Spaß und ist spannend!“
Das meinte Selina, 15. Jahre, die nun zum zweiten Mal eine Theateraufführung besucht hat.