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TAMAM – Making Of: Die Sache mit dem
Trockeneis

Unser Fotocomic über die Problematik einer Gruppe Jugendlicher aus verschiedenen Nationen – mit wenig Kleingeld in der Tasche – Essen zu ergattern, hat eine kuriose Auflösung.

Um die geheimnisvolle Verwandlung der Papierpizza aus dem Foodomaten in eine richtig echte und essbare Pizza noch spektakulärer zu machen, wollten wir genau diesen Prozess – nämlich der Verwandlung – für die Fotos in Dampf und Nebel „verhüllen“. Um den Zauber noch deutlicher zu machen. Um es noch mysteriöser zu halten. Daher hatte unsere Referentin Conny, die als Fotografin arbeitet, die Idee, mit Trockeneis zu arbeiten.

Trockeneis ist festes Kohlenstoffdioxid (CO2), das unter Normaldruck bei −78,48 °C sublimiert, also direkt in die Gasphase übergeht, ohne vorher zu schmelzen.Trockeneis wird hergestellt, indem unter Druck verflüssigtes Kohlenstoffdioxid entspannt wird. Ein Teil des Kohlenstoffdioxids verdampft und entzieht dabei dem Rest des Kohlenstoffdioxids die für die Verdampfung erforderliche Wärme, dieser kühlt damit ab. Es entsteht dabei sogenannter gefrorener Kohlensäureschnee. Dieser wird dann, je nach Anwendung, in die gewünschte Form gepresst.

Die Umsetzung unserer Idee war jedoch leider nicht möglich. Zunächst einmal ist es offenbar eine Kunst für sich, hier in der Nähe einen Trockeneishändler zu finden. Nach ausgiebiger Recherche ist Conny fündig geworden – in Igling. Doch leider hat das nichts genützt, wir hatten Pech. Genau in unserem Projektzeitraum war der gesamte süddeutsche Raum von Lieferschwierigkeiten mit Trockeneis betroffen. Der Grund: Zulieferer hatten Probleme mit dem Kohlenstoffdioxid. Wir hätten nach Hamburg fahren können, denn in Norddeutschland gab es diese Probleme nicht – aber das ist natürlich für den Transport von Trockeneis etwas widersinnig.

Also verabschiedeten wir uns schweren Herzens von unserer Idee, die Pizza in geheimnisvollem Dampf verschwinden zu lassen. Nichtsdestotrotz: Unser Fotocomic ist auch so toll geworden – eine witzige Geschichte mit surrealem Ende. Auch ohne Trockeneis, Nebel und Dampf.

 

TAMAM – Making Of: Wie aus dem Kunstautomaten ein Foodomat wird

Unsere armen, hungrigen, aber leider kleingeldlosen Jugendlichen sind verzweifelt: Aber sie haben die rettende Idee: Essen aus dem Automaten… aus dem Landsberger Foodmaten, auf den sie am Spitalplatz stoßen. Hier ziehen sie Essen aus dem Automaten – in einer Schachtel, ähnlich einer Zigarettenschachtel. Das Essen befindet sich in Papierform in dieser Schachtel und kann – wie wir später sehen werden – tatsächlich essbar gemacht werden.

In Wirklichkeit gibt es den Foodomaten natürlich nicht in Landsberg. Aber es gibt den Kunstautomaten. Der Landsberger Kunstautomat ist ein umfunktionierter alter Zigarettenautomat, aus dem man für fünf Euro ein originales Kunstwerk „ziehen“ kann. Von bekannten und unbekannten Künstlern – Originale, signiert und nummeriert.

Für unsere Zwecke und unseren Comic, mussten wir ihn natürlich umwandeln. Per Photoshop ist das möglich, aber es war ziemlich aufwendig. Jannis und Nico waren unheimlich fit darin und haben während eines Projekt-Nachmittages keine Mühe gescheut, den Foodomaten zu produzieren, aus dem man am Ende Pizza, Schweinsbraten und Spaghetti ziehen konnte…Allerdings in einer etwas seltsam erscheinenden Anmutung. Was die Jugendlichen natürlich vor neue Herausforderungen gestellt hat.

TAMAM – Noch mehr Fotocomics!

Unser Medienprojekt TAMAM geht in die nächsten Runden. Das Prinzip ist das gleiche zuvor: Junge erwachsene Geflüchtete zwischen 18 und 26 Jahren aus Syrien, Somalia, Eritrea und dem Irak werden in die Medientechnik eingeführt. Hervorragende Unterstützung erhalten sie erneut durch engagierte Schülerinnen und Schüler des IKG, die ihnen als Mentoren wichtige Hilfestellung leisten.

Dieses Mal wollen wir noch einmal vertieft in die Erstellung von Fotocomics einsteigen. Das bedeutet: Geschichten ausdenken, Fotos dazu machen, Storyboards erstellen, Bilder in das Comicprogramm einspielen, Texte für die Comics überlegen.

Der erste Themenbereich, den wir gemeinsam angehen wollten, lautet: Essen/Nahrung. Wie wir darauf gekommen sind? Weil wir zum Projektstart gemeinsam international gekocht und gegessen haben. Daher die Idee, einen Comic über Hunger und Essen zu erarbeiten.

Spektakuläre Ideen sind zutage gekommen. Die, die schließlich ausgeführt wurde: Eine abenteuerliche Geschichte einer Gruppe Jugendlicher verschiedener Nationalitäten, die sich – leider mit wenig Kleingeld in der Tasche – auf die Suche nach leckerem Essen, wenn möglich in einem Restaurant, begibt. Mit zu wenig Geld kann das jedoch ganz schön frustrierend sein.

Die Lösung: Der Landsberger Foodomat. Ein wie ein Zigarettenautomat aussehender Kasten, aus dem man tatsächlich gegen Geldeinwurf leckere Gerichte wie Pizza, Schweinsbraten oder Pasta ziehen kann. Doch wie soll das gehen? Wie sehen die Nahrungsmittel denn aus? Eine Pizza in Form eines zusammengefalteten Stück Papiers, auf dem eine Pizza abgedruckt ist, aus einer Zigarettenschachtel? Das kann doch nicht essbar sein?

Bloß nicht aufgeben lautet die Devise. Dass die Gruppe Jugendlicher damit Erfolg hat und am Ende tatsächlich eine echte Pizza auf dem Teller liegt – davon handelt der entstandene Fotocomic. Mystisch, spooky, etwas schräg … man darf gespannt sein!

Dem 21-jährigen Dickoh aus Sierra Leone hat es großen Spaß gemacht, einen Fotocomic zu erstellen. „Es war sehr lustig, sich die Geschichte auszudenken und die Fotos dazu zu machen,“ sagt er. „Gleichzeitig haben wir beim Aussuchen der Locations und Plätze viel von Landsberg sehen können.“

Auch der 21-jährige Mudar aus Syrien fand die Idee des Fotocomics gut. „Für die Zukunft wünsche ich mir allerdings Themen, die noch mehr in die Tiefe gehen, die mehr auf interkulturelle Aspekte eingehen, auf vorhandene Probleme oder Missverständnisse.“ Damit bekomme das Projekt für ihn einen größeren Realitätsbezug und mache es noch spannender.

 

 

 

TAMAM – Erste Versuche mit Tape Art

Im weiteren Verlauf unseres Medien- und Integrationsprojektes TAMAM hatten wir eine kuriose Idee. Wir wollten – ganz einfach, wie wir dachten – die Stadt Landsberg vertapen. Tape Art heißt die Kunstform, die dieser Idee zugrunde liegt. Es ist eine mittlerweile recht bekannte Kunstform. Wie der Name schon sagt: „Klebebandkunst“ beschreibt Kunst, die aus Klebebändern entstanden ist. Dabei können verschiedene Klebebänder mit unterschiedlichen Strukturen, Farben und Formen verwendet werden.

Hauptsächlich wurde Tape Art ursprünglich im öffentlichen urbanen Raum angewendet. Vermehrt wird Tape Art inzwischen von den Medien entdeckt und von Individuen im privaten Innenraum angewendet.

Die Vorstellung, Landsberg durch Tape Art zu verschönern, fanden wir spannend und inspirierend. Es dauerte nicht lange, und wir machten uns auf die Suchen nach passenden Locations – Plätze, Flächen, Skulpturen. Gemeinsam gingen wir mit wachem Blick durch die Stadt, stets mit dem Gedanken im Kopf: Wo kann man hier etwas bekleben?

Ideen hatten wir viele: Der Brunnen am Geog Hellmeier Platz, der Rathausinnenhof mitsamt seiner Skulptur König Maximilian II. von Bayern, der Brunnen am Hauptplatz, die weiße Wand an der Lechpromenade, Mülleimer, die etwas „aufgehübscht“ werden könnten. Wir machten Fotos von diesen Plätzen, um diese schon einmal festzuhalten und nicht nur im Gedächtnis, sondern auch vor Augen zu haben.

Im Anschluss gingen wir konkreter ins Brainstorming, entwickelten viele Ideen, diese Orte mit Tape Art zu dekorieren: Die Kugeln am Hauptplatz als Kontingente, die weiße Wand an der Lechpromanade mit Silhoutten von Passanten versehen, Gesichter für die hässlichen Mülleimer, den gesamten Rathausinnenhof als Aquarium umwandeln… und noch vieles mehr.

Schwieriges Thema

Die Ernüchterung folgte jedoch auf dem Fuße. In dem Moment, als wir den Umgang und das Kreiren von Formen mit den Tapes ausprobierten, wurde schnell klar: Das ist schwierig, eine wirkliche Kunst für sich! Allein einen Kreis oder eine Rundung hinzubekommen, erfordert wahnsinnige Geduld und so einiges an Geschick. Die Technik muss zunächst von der Pieke auf erlernt werden. Das braucht wiederum Zeit. Sollten wir unsere Ansprüche an unsere Ideen vielleicht etwas herunterschrauben? Oder uns doch auf das Betapen von Innenräumen beschränken? Tape-Bilder erstellen?

„Tape Art ist ein eher schwieriges Thema“, meint der 21-jährige Mudar aus Syrien. „Man braucht viel Material, viel Zeit und viel Ausdauer. Es ist schon sehr anspruchsvoll und schwer zu realisieren, aber auf der anderen Seite auch unheimlich interessant, und es können viele schöne Dinge daraus entstehen.

Der künstlerische Schaffensprozess ist noch nicht abgeschlossen. Es brodelt noch. Was schlussendlich daraus entstehen wird: Wir sind selber gespannt!

 

 

Tamam – Sind Ausrufe übersetzbar?

Wenn wir erschrocken sind, sagen wir „huch“ oder „oh“, wenn wir uns weh tun, sagen wir „aua“ oder „autsch“, wenn jemand niest, sagt ein anderer „Gesundheit“. Klar. Selbstverständlich.

Wie ist das denn aber eigentlich in anderen Ländern und Kulturen? Sagt man dort auch „huch“ oder „oh“? Was erwidert man hier, wenn jemand niest? Das wollten wir an einem unserer Projektnachmittage herausfinden.

Wir haben uns zusammen gesetzt, uns unterhalten und gemeinsam überlegt. Und festgestellt, dass es in anderen Ländern auch ganz andere Ausrufe gibt.

„Ai“ oder „Ach“ sagt man in Syrien etwa, wenn man sich wehtut. „Acha“ lautet der Ausruf, wenn man nach großem Durst endlich etwas zu trinken bekommt, „Ouf“, wenn man keine Geduld mehr hat und genervt ist. Wenn jemand niest, erwidert der andere „Saha“, „Jala“ heißt „Auf geht’s“ und „Tamam“, der Name unseres Projektes, bedeutet „ok, alles gut“.

Wie auch schon beim letzten Projekttag, als es um Redewendungen ging, wollten wir natürlich auch dieses Mal von den Landesbergern wissen, ob sie diese „internationalen“ Ausrufe übersetzen können bzw. ob ihnen spontan eine Idee dazu einfällt. Und erneut sind wir mit unseren Aufnahmegeräten losgezogen in die Landsberger Innenstadt, um genau diese Ideen einzufangen.

Was dabei herausgekommen ist, war zum Teil sehr lustig. Ganz klar lassen sich natürlich die meisten spontanen Assoziationen auf den Klang des Wortes zurückführen. So dachten die meisten beim Ausruf „Saha“, ausgesprochen „Sacha“, spontan an die Wiener Sachertorte und benannten somit aus dem Bauch heraus „Saha“ als ein Gericht oder Essen. Aber auch Assoziationen wie „Soccer“ und damit ein Fußballspiel oder die „Sahara“ oder auch „Saha“ als ein Schimpfwort wurden genannt. Bei „Wala“, also der syrischen Redewendung für „echt, wirklich?“ dachten die meisten Leute an das französische „Voilà“ oder aber an das englische „water“ und gaben dementsprechend „Hier bitte“ oder „Wasser“ als Übersetzungen an. „Tamam“, auch der Name unseres Projektes,  wurde am häufigsten mit „Mama“ assoziiert – und viele kamen daher auf Mutter, Tante oder eine Person, die man lieb hat.

Es war jedenfalls eine Befragung, die allen, die sich darauf eingelassen haben, großen Spaß gemacht hat. Und die meisten wollten die Auflösung dann auch tatsächlich wissen. Natürlich haben wir es den Leuten auch nicht ganz so leicht gemacht – zunächst mussten sie das ausländische Wort nachsprechen, und zwar so lange, bis unsere Flüchtlinge das OK gegeben haben, dass es so auch richtig ausgesprochen ist. Meist waren sie jedoch gnädig bei der Beurteilung…

Tamam – Im Dienste der Wissenschaft

Ende Juni besuchten uns die beiden wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen der Universität Würzburg, Sabine Wolz und Tanja Wilkeneit, um sich einen typischen Tamam-Projekttag anzuschauen und sich einen Überblick zu verschaffen, was wir hier machen.

Der Hintergrund: An der Uni Würzburg wurde letzten November eine Forschungsstelle eingerichtet, in der mit den beiden Projektleitern – einem Professor der Kunstpädagogik und einem Professor der Sonderpädagogik – ein Forschungsprojekt durchgeführt wird. „Pädagogische Gelingensbedingungen und Wirkungen ästhetischer Bildung bei Menschen in sozial schwierigen Konstellationen („waebi“) – so lautet der Titel dieses Forschungsprojektes, das zwei Zielgruppen vereinen soll: Jugendliche mit sozialer Benachteiligung und Jugendliche mit Flüchtlingshintergrund.

„Vor diesem Hintergrund suchen wir zehn Projekte, die sich damit beschäftigen,“ erklärt Sabine Wolz. „Die Projekte haben wir über das Internet recherchiert, und dieKunstBauStelle ist uns sofort positiv aufgefallen.“

Im ersten Schritt haben sich die beiden wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen angeschaut, wie wir gemeinsam mit den Jugendlichen arbeiten und ob gewisse Kriterien erfüllt sind – etwa, dass die Jugendlichen eigene Ideen einbringen können. In einem zweiten Schritt, der in einem separaten Termin durchgeführt wird, werden Interviews mit den Jugendlichen und den Referenten gehalten.

Das wissenschaftliche Forschungsprojekt wird bundesweit durchgeführt. „Die Sparten stehen uns dabei offen – von Musikrhytmus, Tanz, Bewegung, Improvisation, über bildende Kunst bis hin zum Zirkus,“ berichtet Tanja Wilkeneit.

„Dabei schauen wir auch gerne nach Projekten, die parallel unterschiedliche Sparten aufgreifen, wie das von  dieKunstBauStelle, das zum Beispiel Theater, Videodreh und Interviewführung miteinander vereint.“

Tanja Wilkeneit und Sabine Scholz waren ganz beeindruckt von unserer Arbeit. Sie empfanden die Stimmung im Team als sehr positiv und haben gestaunt, wie engagiert sich die Jugendlichen – ob Schülerinnen und Schüler des IKG oder die jungen Geflüchteten – einbringen.

Der Forschungsbericht wird in Schriftform veröffentlicht werden – ob in Buchform oder anderer Verschriftlichung steht derzeit noch nicht fest – in jedem Fall wird er auch online zu lesen sein. Gefördert wird das Forschungsprojekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

 

 

 

Tamam – Andere Länder, andere Redewendungen

Im Rahmen unseres Integrationsprojektes „Tamam“ sind wir in einem gemeinsamen kreativen Brainstorming auf die Idee gekommen, zu untersuchen, welche Redewendungen andere Länder und Kulturen haben.

So wie für viele der Geflüchteten unsere Redewendungen sicherlich seltsam klingen und unverständlich sind – etwa „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“ oder „sich ein Herz fassen“, klingen natürlich Redewendungen aus ihrer Heimat für uns komisch, wenn man sie wörtlich übersetzt. Dem wollten wir näher auf den Grund gehen. Und zuerst natürlich wissen, was gibt es bei ihnen für Sprichworte und Redewendungen und vor allem was bedeuten sie? Denn das wird auf Anhieb nicht unbedingt deutlich…

So haben wir uns zusammen gesetzt, überlegt und gesammelt, und es kamen für uns lustige und nachdenklich stimmende Sätze heraus:

„Jemand lernt aus seiner Tüte.“

„Der Esel fällt nicht zweimal in ein Loch.“

„Der Traum des Teufels ist das Paradies.“

„Du hast ein Gesicht genommen.“

„Du bist wie ein Berg im Sturm.“

„Eine Frau kämpft mit dem Mund“.

Bei einigen Redewendungen kann man sich die Bedeutung gleich denken, einige sind auch unseren sehr ähnlich. „Der Esel fällt nicht zweimal in ein Loch“, das wusste gleich jeder von uns, bedeutet „Den gleichen Fehler nicht zweimal machen“. Was aber bedeutet wohl „Jemand lernt aus seiner Tüte“?

Das wollten wir auch von den Landesbürgern wissen, haben uns gemeinsam drei Redewendungen aus Syrien und Eritrea ausgesucht und sind, ausgestattet mit Mikrophon und Aufnahmegerät, mit den Jugendlichen losgezogen, um sie zu befragen. Schnell wurde deutlich: Für die Passanten war es gar nicht so leicht, hier auf eine Bedeutung zu kommen und manche mussten erst einmal ziemlich überlegen.

Den jungen Geflüchteten hat die Befragung großen Spaß gemacht. Es war interessant und lustig für sie zu hören, wie die Leute die für sie so eindeutigen Redewendungen interpretieren. Schön war für sie auch, der Landsberger Bevölkerung ein Teil ihrer eigenen Kultur näher zu bringen und sich teilweise auch mit ihnen dazu auszutauschen.

 

Tamam – ein Musikvideo entsteht

„Es gibt so viele Menschen, wovon erkenntlich viele fremden Menschen Liebe schenken, ohne an Profit zu denken
Menschen dienen Menschen in Krisen und vielen Momenten
Menschen wenden sich Menschen zu wenn sie frieren
Menschen spenden für Menschen, Menschen erziehen Menschen.“

So lautet die erste Strophe des Songs «Menschen» des deutschen Rappers Umse. Dieser widmet sich darin – wie der Titel schon aussagt – den Menschen: Es gibt gute, böse und die dazwischen, es gibt große, kleine, alte, junge, ganz unterschiedliche mit immer wieder anderen Charaktereigenschaften.

Klar wird jedoch: Umse wünscht sich mehr Menschen von einer ganz bestimmten Sorte: «Positive Menschen, ich meine diese Menschen, die nie aggressiv sind und sich auf die Harmonie beschränken.»

Neues, eigenes Video zum Song

Weil der Song von seiner Botschaft her so wichtig ist und absolut in unsere Zeit passt, haben wir uns entschlossen, ihn für unser Projekt zu verwenden. Schließlich geht es darin um Menschlichkeit, Toleranz und Integration. Wir werden zum einen mit den Flüchtlingen sowie den Schülerinnen und Schülern des IKG ein neues Video zu diesem Song produzieren. Zum anderen möchten wir ihn neu vertonen und lassen ihn von den Projektteilnehmern neu einrappen. Die Idee hierfür hatte Tobias Dengler, Gymnasiallehrer für Deutsch und Geschichte beim IKG, derzeit „abgeordnet“ als Klassenleiter der Flüchtlingsklassen der Berufsschule.

Sprachliche Herausforderung

Um jedoch bewegte Bilder zum Song zu produzieren, ist es zunächst einmal wichtig, sich sprachlich mit diesem auseinanderzusetzen und den Text zu verstehen – für unsere jungen Flüchtlinge natürlich keine Selbstverständlichkeit. Daher sind wir ihn in Gruppenarbeit – jeweils mit den Schülerinnen und Schülern des IKG als Mentoren – durchgegangen, haben ihn gelesen, besprochen, um dann letztlich Ideen zu sammeln für die einzelnen Sequenzen zum Video. Denn nur wer die zum Teil recht tiefgründigen Zeilen versteht, ist in der Lage, eine bildliche Umsetzung zu realisieren.

«Das Lied passt sehr gut zu unserem Thema», sagt die 16-jährige Sophia, die als IKG-Schülerin die Flüchtlinge beim Projekt begleitet. „Wir erklären den Flüchtlingen, um was es geht und wie die Zeilen zu verstehen sind. Das Lied zeigt auf, dass es auch andere Seiten und Möglichkeiten für Menschen gibt, um einen besseren Umgang miteinander hinzukriegen.»

«Ich finde es gut, dass wir etwas mit Musik machen“, meint der 18-jährige Saimon aus Eritrea. «Es macht Spaß, ein neues Video zu dem Song zu erarbeiten. Das Lied gefällt mir gut, denn es geht darum, dass es keinen Krieg mehr geben soll, dass Menschen nicht mehr gegeneinander kämpfen, sondern in Frieden leben sollen.«Den Text kann ich schon verstehen, aber manchmal ist es schwer für mich, mich dazu auszudrücken.» Das Sprechen und Erlernen der deutschen Sprache ist – abgesehen vom Zusammensein mit deutschen Jugendlichen – für alle mitwirkenden Flüchtlinge ein zusätzlicher wichtiger Grund, beim Projekt mitzumachen. „«ch rede Deutsch und habe Spaß – deswegen komme ich», betont Saimon.

Bewegte Bilder

Auch mit der bildlichen Umsetzung haben wir bereits begonnen. Dass das mit sehr viel Spaß verbunden ist, kann sich sicher jeder vorstellen. Aber auch viel Geduld musste aufgebracht werden. «Man ist nicht der Erste, Zweite, Dritte, Vierte, Fünfte, der sich entscheiden muss, drum tu es oder wirf‘ ne Münze», rappt Umse. Dass es gar nicht so leicht ist, die geworfene Münze als Videosequenz zu zeigen, davon haben sich unsere Projektteilnehmerinnen und -teilnehmer überzeugen können. Man braucht schon so einige Anläufe, bis alle vollständig zufrieden gestellt waren. Schließlich muss alles stimmen: Licht, Schatten, Position, Wurf der Münze etc.

Der 17-jährige Max, Schüler des IKG, der fast von Anfang an dabei ist, findet diese Projektphase am spannendsten. „Es ist toll, jetzt das große Ganze vor Augen zu haben, nämlich ein neues Musikvideo zu erstellen, das ergibt einen Sinn und motiviert. Dadurch, dass Musik als neue Komponente zum Projekt hinzu gekommen ist, wird alles noch viel interessanter. Weil Musik einfach so vieldimensional ist.»

Jeder kann dabei natürlich eigene Ideen und Vorschläge mit einbringen – alles wird berücksichtigt und zu realsieren versucht. Das findet der 20-jährige Zeya aus dem Irak besonders gut am Projekt: «Jeder hat eine Idee, das ist wichtig. Wir essen und spielen und arbeiten zusammen, das macht mir großen Spaß.»

Aber es ist auch noch viel zu tun. Im nächsten Schritt werden wir bisheriges Videomaterial – passend zum Songtext – zusammenschneiden. Und wir sind selbst schon alle ganz gespannt, was dabei am Ende herauskommen wird.

TAMAM! Der Auftakt

In unserem aktuellen Projekt TAMAM, das wir mit jungen Geflüchteten durchführen sowie deutschen Schülerinnen und Schülern, die die Flüchtlinge als Mentoren begleiten, führen wir in die Medientechnik ein. Schwerpunkt ist Video. Als Einstieg in die Technik werden Fotocomics als „Storyboard“ erstellt, so wie man sie für einen späteren Videodreh benötigt. Rund 32 Geflüchtete und circa zwölf Schülerinnen und Schüler des Ignaz-Kögler-Gymnasiums arbeiten gemeinsam daran.

Die erste Aufgabe für unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer bestahd darin, sich in Gruppen zusammen zu finden, um sich gemeinsam zwei Orte in Landsberg zu überlegen, die einen Handlungsrahmen für eine Geschichte oder eine einfach Aktion bilden könnten. Diese wiederum wird sich im Anschluss gemeinsam ausgedacht und allen vorgestellt.

Fotoshooting für Storyboard

Nach einer Einführung, worauf bei der Erstellung eines Storyboards zu achten ist und wie Bilder am besten angeordnet werden, geht es direkt los. Ausgestattet mit Kamera und Smartphone begeben sich die jeweiligen Gruppen zu ihren Schauplätzen. Das Fotoshooting kann starten. Ob Mutterturm, Bahnhof, Lechwehr oder der Gemüseladen nebenan: Es wird geschauspielert, gepost, fotografiert, fotografiert und noch mal fotografiert.

Bereits am nächsten Tag werden die Bilder der einzelnen Gruppen im Workshop vorgestellt und gemeinschaftlich besprochen. Unterschiedliche Vorgehensweisen und Qualitäten werden schnell deutlich: Manche Gruppen haben wenig Bilder gemacht, und die wenigen waren schon alle ziemlich gut, manche haben wiederum sehr viele Aufnahmen geschossen, von denen nur eine kleine Auswahl wirklich nutzbar ist. Gemeinsam haben wir alle schon mal versucht zu verstehen, was auf den Bildern erzählt werden soll. Was zum Teil gar nicht so einfach war.

Gar nicht so leicht

Schnell wird klar: Einfache Abläufe mit Bildern zu erzählen, ist nicht so leicht, wie man denkt. Man muss vorher unheimlich viel überlegen, etwa welche Bildanordnung am meisten Sinn macht und letztendlich zu einer schlüssigen Geschichte führt. Schließlich ist ein Storyboard quasi die Vorbereitung für einen späteren Film oder ein späteres Video.

Spaß im Team

Schon die ersten beiden Tage haben allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern großen Spaß gemacht. Besonders die gute Zusammenarbeit wurden geschätzt: „Wir hatten ein gutes Team, eine tolle Idee und viel Spaß“, sagt etwa Bader aus Syrien. Adnan aus Syrien fügt hinzu: „Es war lustig und interessant.“ Besonders gefallen hat ihm die Zusammenarbeit zwischen den deutschen Jugendlichen und den Flüchtlingen. Denn „das Zusammensein ist wichtig, es nimmt den Deutschen die Scheu vor uns Ausländern“, sagt er weiter. Auch wichtig ist für ihn dabei, deutsch lernen zu können.

Berührungsängste abbauen

Auch Natalie aus Landsberg fand es toll, mit den Flüchtlingen zusammen zu arbeiten. „Es hat alles super geklappt, wir haben uns alle sehr gut verstanden. Berührungsängste gab es gar nicht – zum Beispiel habe ich mit Javad ein Paar gespielt, dazu haben wir sogar Händchen gehalten.“ Natalie fand es zudem gut, kreativ sein und gemeinsam etwas erarbeiten zu können, sich gemeinschaftlich eine Geschichte auszudenken und diese dann nachzuspielen. „Das hat großen Spaß gemacht, und wir haben sehr viel zusammen gelacht“, sagt sie.

Bewegte Bilder produzieren

Von den Flüchtlingen waren viele dabei, die zum ersten Mal so richtig fotografiert haben, etwa Ziya Sami Haji aus dem Irak. „Für mich war es ein guter Tag, weil ich so viele Fotos machen konnte.“ Auch Ali aus Eritrea hat das Bilder machen sehr gefallen, und er würde das gleiche am liebsten noch einmal als Video drehen. Bestom aus Eritrea würde ebenfalls gerne einen Film machen, eventuell über eine neue Geschichte, die sich dazu noch ausgedacht werden müsste. Adnan hat sogar schon konkretere Vorstellungen: Er würde gerne einen Film darüber machen, wie Flüchtlinge in Deutschland leben. Oder auch ein Theaterstück, denn in Syrien hat er Literatur studiert und als Schauspieler gearbeitet.